SARKE legen bei ihrem neuen Album „Endo Feight“ einen Kavalierstart hin: Jedenfalls packt der Opener „Phantom Recluse“ trotz seines gemächlichen Tempos mit Keyboardfanfaren. Nocturno Cultos leicht herrischer Gesang setzt ein, und in der Strophe legt der Song die erste Wendung hin, um nach nicht einmal zwei Minuten ein gediegenes Synthesizersolo aufzufahren. Die Norweger gehen ihr mittlerweile achtes Album also keineswegs sachte an, sondern fahren sofort auf, was möglich ist.
SARKE preschen nach vorn
Und es ist erstaunlich viel möglich, denn die Band um Multiinstrumentalist und Namensgeber Sarke (KHOLD, TULUS) hat sich mittlerweile freigeschwommen. Im Mittelpunkt von „Endo Feight“ steht die Musik an sich und nicht der Anspruch, in irgendein Schema zu passen (und Metal ist es schon mal gar nicht). Und so wird das folgende „Death Construction“ weniger von den anfänglichen Gitarrenarpeggien getragen, sondern vielmehr von den großräumig riffenden Keyboards. Progressivität ist also wieder mit dabei, genauso wie große Gefühle – jedenfalls verkörpert „Lost“ mit seiner bluesigen, angezerrten Gitarre und den tropfenden Keyboards den Songtitel auf beeindruckende Art.
Bei all dieser musikalischen Vielfalt setzt Nocturno Culto mit seiner ungelenken Stimme einen willkommenen, kauzigen Gegenpart. Und man möchte seinen Geschichten folgen – wenn beispielsweise in „Abyssal Echoes“ das Tempo wieder angezogen und Dramatik aufgefahren wird. Gleiches gilt für den „Old Town Sinner“, der durch einen flotteren Rhythmus angetrieben wird.
Ungelenker, kauziger Gegenpart
An dieser Stelle muss ein Wörtchen zu den acht Stücken gesagt werden: Denn wenn diese oberflächlich beschrieben werden, ist damit noch nichts über die Qualität gesagt. Stilistische Erwartungen sollte man diesmal ja eh beiseite lassen, aber diesmal packt wirklich jeder Song. Ernsthaft. Auch die Auswahl der verwendeten Sounds ist wirklich erstklassig. Und wäre das noch nicht genug, würden die tollen Gitarrensoli von Steinar Gundersen den Liedern die Krone aufsetzen.
Aber zurück zu den Tracks an sich: „I Destroyed The Cosmos“ ist eine Geschichte, die nicht mal schnell von der Hand geht und nach progressiven Ausmaßen verlangt – et voilà, schon vermengen sich BLACK SABBATH-artige Riffs mit schweren Orgelklängen, während am Ende hoffnungsvolles Gitarrengezupfe steht. „In Total Allegiance“ prescht dagegen straight nach vorne, wobei Twang-Gitarren mit herrischen CELTIC FROST-Anleihen abzuwechseln. Fehlt noch „Macabre Embrace“, das sich mit wenigen, wohlgesetzten Tönen in dieser Umarmung suhlt – angenehm ist das nicht.
„Endo Feight“ hat alle Stärken gebündelt
Aber überzeugend: SARKE haben all ihre Stärken gebündelt und in acht wirklich spannende Songs gepresst. Stilistische Abwägungen haben ganz offensichtlich keine Rolle gespielt, sondern einzig die passende Umsetzung der jeweiligen Stimmung. Und die rechte Komposition des Albums: Jedenfalls wird der Spannungsbogen von Anfang bis Ende aufrecht erhalten. Wenn also mancher Moment in der Diskografie von SARKE schon mal Stirnrunzeln hervorgerufen, wenn mancher Moment Begeisterung geweckt hat – hier schlägt das Pendel doch ausschließlich in letztere Richtung aus. Stark!
Geh ich sowas von mit. Die Songs zünden ausnahmslos alle, Nocturno Culto klingt spannender und kauziger denn je, die progressiveren Abschnitte sind nicht zerfahren, sondern bestens in die Stücke verwoben und alles an Keyboardsounds wirkt wie aus der Zeit gefallen und trotzdem frisch.
Besser waren Sarke selten und insgesamt schlägt Herr Sarke mit seiner Band Tulus und Khold aktuell um Längen.
Ich hoffe Nocturno hat noch lange Bock auf das Ganze, ich hätte nämlich noch Bock auf viel mehr Sarke.
Starkes Artwork