Sardonis - Sardonis

Review

Von SARDONIS hatte ich bis zu einem Konzertabend in Bielefeld vor ein paar Wochen noch nicht einmal den Namen gehört. An diesem besagten Abend betraten dann – als Opener – zwei bärtige, kurzhaarige Jungs im Sozialpädagogen-Look die Bühne und walzten innerhalb von dreißig Minuten mit einer Gitarre und einem Schlagzeug alles auf die einheitliche Höhe eines Teppichvorlegers nieder. Ich möchte gar nicht wissen, wie dümmlich ich ausgesehen habe, als mir in diesem Moment aufgegangen ist, dass ich nach so langer Zeit im Metal immer noch eine Menge nicht gesehen und gehört habe. Die beiden Belgier gehören für mich mit ihrem ultratiefgestimmten instrumentellen Sludge-Doom jedenfalls zu den Entdeckungen des Jahres und sind eine Erfahrung, für die ich dankbar bin.

Die Frage ist jetzt nur noch: Funktioniert das als Album genauso gut wie live? Jein. Wenn man eine gute Anlage mit einer druckvollen Basswiedergabe hat, dann eher ja. Über jedes andere Medium: Definitiv nein. „Sardonis“ lebt von den bis ins zweite Kellergeschoss niedergepressten Frequenzen, die direkt in die Bauchgegend gehen und ein bisweilen wohliges, oft aber auch erdrückend bedrohliches Gefühl hinterlassen. Was SARDONIS auf ihrer ersten Platte verewigt haben, ist so düster, dunkelrot, undurchdringlich und schmackhaft wie der “Nero D’Avola“, der dem Opener seinen Namen verliehen hat – und es berauscht in den besten Momenten auch genauso wie Rotwein. Was Gitarrist Roel seinen fingerdicken Saiten entlockt, erinnert nicht selten an CROWBAR, trägt aber ebenfalls gleichberechtigte Stoner-Züge und ist, wenn auch selten, sogar akustisch-melodiös. Auch die Hardcore-Vergangenheit der beiden Musiker, vor allem bei den peitschenden Momenten von Drummer Jelle und der dann allgemein straighten Herangehensweise, scheint nicht selten durch.

Das gibt zusammen ein sludgiges Doomgemisch, das zwar ohne Gesang funktioniert, mit aber noch ein ganzes Stück intensiver wäre. Die rein instrumentelle Ausrichtung ist etwas, mit dem sich SARDONIS selbst ausbremsen. Ein weiterer Kritikpunkt sind die mitunter etwas abrupt bei einer Spielzeit von nicht einmal drei Minuten abbrechenden Songs, die zu oft einen zu deutlichen Jam-Session-Charakter tragen. Richtig gut funktionieren nur die Stücke, die hörbar ausarrangiert und damit atmosphärisch intensiver sind. Damit verschenken die Belgier mit einem nicht zuende gedachten Konzept, das das Album hätte tragen können, meinem Geschmack nach deutlich Potenzial. Deshalb kann „Sardonis“ mit der beeindruckenden Livepräsenz seiner Macher leider auch nicht mithalten, ist aber trotzdem mindestens das Reinhören wert.

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18.04.2011

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