Sarcófago - Die... Hard!

Review

Da gibt es SARCÓFAGO, ein Name, den der interessierte Metaller sicher schon mehrfach gehört hat, ohne zwangsläufig die Musik zu kennen, und SEPULTURA, eine der bekanntesten Metal-Bands, auch über die Landesgrenzen hinaus. Und doch gehören beide trotz starkem Auseinanderdriften in den Bereichen „Underground“ und „kommerziell erfolgreich“ zu den Mitbegründern der extremen südamerikanischen Metal-Szene. Da ist es auch kein Wunder, dass der SARCÓFAGO-Gründer Wagner „Antichrist“ Lamounier zuvor bei SEPULTURA spielte. Das alles ist im oder um das Jahr 1985 geschehen, also sage und schreibe über 30 Jahre her. Und hier kommen Greyhaze Records auf den Plan, die endlich die in den Untiefen der Szene verwurzelte Bitte erhört haben und in Zusammenarbeit mit dem legendären brasilianischen Label Cogumelo Records eine Demo-Kompilation mit altem und bislang unveröffentlichtem SARCÓFAGO-Material herausbringen.

Hört ihr das Garagentor scheppern? Riecht ihr die Reste, die sich aus den Bierdosen quälen? Schmeckt ihr den Staub, der sich auf jede Fläche gelegt hat, nur nicht auf die Instrumente? „Die… Hard!“ führt in beinahe 80 Minuten in eine Zeit zurück, in der Tapes um die Welt gingen, wenn man seine Lieblingssongs teilen wollte. Heute teilt man einfach den entsprechenden Beitrag auf den allseits bekannten Internetplattformen. Für alte Hasen beherbergt die Kompilation eine massive Dosis Nostalgie, später Geborene können sich auf rumpelnden, blechernen und verhallten Pfaden in die Vergangenheit entführen lassen. Bewegen wir uns von der blumigen Seite der Besprechung weg, muss aber ebenso konstatiert werden, dass sich die Songs wiederholen – das relativiert die Spielzeit etwas. Wer Bock drauf hat, Songs wie „Nightmare“ und „Third Slaughter“ in verschiedenen Versionen zu lauschen, darf hingegen wieder auf die blumige Seite wechseln (ja ja, verdorrt-blumig, ist ja schon gut).

Allein das „Intro Da Satanas“ ist so plemplem, dass es cool ist. Als hätten sich zwei halbstarke Kids mit Papas versteckter Bierreserve einen angetüdelt und in der Garage spontan eine Metal-Band gegründet (das an Platz fünf gelegte zweite „Intro Da Satanas“ ist schon ausgereifter und gerade zum Ende hin richtig gut). Der Schluss von „Third Slaughter“ klingt indes, als würden die eben genannten Kiddies die konsumierten Biere ein paar Stunden später voller Demut in die Garagenecke würgen. Nun, während all das von so einigen als Krach eingestuft werden dürfte, kann man genauso gut das Wort „Charme“ in den Kessel werfen. Von „Kult“ mal ganz abgesehen, immerhin haben wir es hier mit SARCÓFAGO zu tun. Und das amtlich! Jetzt ist wirklich festhalten angesagt, wenn man sich gar als Fan der Südamerikaner bezeichnet. „Die… Hard!“ beinhaltet Songs, die bis dato nicht erhältlich waren. Dazu gehören die zwei Demos „Satanic Lust“ und „Christ’s Death“ sowie Material, das für die 1989er-EP „Rotting“ und das zweite Studioalbum „The Laws Of Scourge“ aus dem Jahr 1991 geschrieben wurde. Raritäten, meine Lieben, optisch aufgepeppt mit einem 16-seitigen Booklet und Fotos aus allen möglichen Bandphasen mit speziellen Texten von Wagner „Antichrist“.

Kein automatisches Wertvoll-Prädikat, aber doch ein interessanter Fakt und ein Hinweis auf die Stellung von SARCÓFAGO in der Szene: 2004 veröffentlichte Fenriz das Lied „Satanic Lust“ auf seiner Kompilation „Fenriz Presents… The Best of Old-School Black Metal“. Auch witzig: „Reign In Blood“ von SLAYER kam im Oktober 1986 heraus, das erste SARCÓFAGO-Demo im Februar desselben Jahres – hört man sich „Satanas“ von ebendiesem Demo an, weiß man, wo sich Tom Araya (ebenfalls Südamerikaner) vermutlich den berühmten hohen Schrei aus „Angel Of Death“ abgehört hat. Mit anderen Worten: SARCÓFAGO haben ganz gewiss ein Stück Metal-Geschichte geschrieben und einen erheblichen Einfluss auf andere Bands ausgeübt. Wer sich diesen Teil der Geschichte ins heimische Regal (oder in die Garage) stellen will, macht mit „Die… Hard!“ nichts verkehrt.

21.03.2016
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