SARATOGA spielen bereits seit 1992 in der spanischen Metal-Szene. Mit „Mi Cuidad“, ihrem dritten Album, enterten sie 1997 die Stierkämpfercharts. Ihr nunmehr siebtes Album „El Clan De La Luna“ haben sie einfach mit englischen Texten versehen, um nun auch außerhalb Spaniens kräftig abzuernten. Mit Spaniens Metalbands gehts mir ehrlichgesagt immer ähnlich wie mit italienischen Powertrötern: das Klischee von Minnesang, Pathos und kitschtriefendem Balladenschmalz wird fast immer erfüllt. Auch hier?
Ein weltmusikartiges Intro („The Fighting Clan“) eröffnet die Scheibe. Dann gibts ein Achtziger-Riff, flottes Midtempo, Kastratengesang mit Hall und Stimmenüberschlag, ganz wie einst im Mai ’86. Pathos gibts dann im Refrain, aber nicht zuviel, glücklicherweise. „Ivory And White“ bietet einen Rhythmus, wie ihn FATES WARNING mal auf ihrem unübertroffenen Jahrhundertwerk „The Specter Within“ („Kyrie Eleison“) aufgeboten haben. Überhaupt, auch die Vocals werden ähnlich intoniert, wie es John Arch seinerzeit vormachte. Die Gitarrenabteilung ist durchaus talentiert; hoch und runter gehts die Tonleiter, manchmal scheint selbige gar nicht auszureichen. „Inside Your Evil Heart“ beginnt mit dem Chorus, überhaupt nicht mein Ding sowas, aber die typischen Achtziger-Metal-Gitarren entschädigen sofort. Auch hier müssen Querverweise zu FATES WARNING geäussert werden; die Vorbilder werden natürlich nicht erreicht. Aber SARATOGA sind verspielt, versuchen Magie zu schaffen mit undurchsichtigen Gitarrenläufen um dann wieder solierend in die Vollen zu gehen. Operngefiedel der DARK MOOR-Variante benutzen sie dagegen nicht. Klar, der Gesang ist nicht jedermanns Sache, aber RHAPSODY, TAROT oder LABYRINTH bieten da weitaus grenzwertigeres. Allerdings wird mir am Ende von „Inside Your Evil Heart“ der Refrain zu oft wiederholt.
Der Beginn von „Disappointment “ ist wohl John Arch gewidmet, so wird er geklont. Später wird das ein verschachtelter Song mit vielen Facetten. Und die Gitarristen verstehen ihr Handwerk. So geht das weiter, Höhen und Tiefen des Songmaterials eingeschlossen. Die Produktion ist einhundertprozentig auf antiquierten Epic-Power Metal eingestellt; moderne Aspekte gibt es nicht. Jim Matheos und seine Crew sind allerdings deutlich besser, was den Spannungsaufbau der Songs betrifft, dieses „Die-Unendliche-Geschichte-Flair“, dass „The Specter Within“ und „Awaken The Guardian“ durchzieht. Die Gitarristen von SARATOGA sind allerdings nicht wirklich schwächer, das muss man sagen. Wenn die Band gesanglich noch etwas differenzierter vorginge und auch noch mehr schneidende Melodien ins Songkonzept Einzug hielten, soll heißen die Mainstreamgefilde öfters verlassen würden, dann könnten sie richtig gute Powermetaller werden. Denn das für viele südländische Bands so typische RONDO-VENEZIANO-Gedudel gibt es hier nicht zu hören. Auch die Ballade „If The Sun Rose“ ist annehmbar, obwohl sehr gewöhnungsbedürftig eingesungen, fast wie Filmmusik zu einem Belmondo oder Bronson tönt es da. Und spanische Musik findet eher versteckt Einzug in das Songwriting.
Auf jeden Fall ist hier mal wirklich alles mit Herzblut eingespielt, mit Engagement, Enthusiasmus und Euphorie. Dabei wird bisweilen übers Ziel hinausgeschossen, vor allem stimmlich. Die Tracks könnten mehr Ecken haben, andererseits auch mehr Wiedererkennungswert. Das ist nicht unbedingt meine Sparte und INTENSE z.B. sind sicherlich kompakter, aber dennoch: Übel finde ich das nicht. Und Mit „Your Name Is My Destiny“, „Maybe The Sun Will Not Come“ und dem schrägen an QUEENSRYCHE erinnernden „Saint Telmo 1940″ “ gibts am Albumende nochmals gute traditionell-epische Metal-Songs mit tollen Gitarrenlicks. Was die könnten, wenn Brian Slagel sich ihrer annehmen würde, Jim Matheos oder John Arch die Produktion übernähmen. Kaum auszudenken. Aber auch so irgendwie ganz gut, trotz der angeführten Kritikpunkte.
Kommentare
Sag Deine Meinung!