Saor - Forgotten Paths

Review

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Einer der heißeren Geheimtipps in Sachen nicht-skandinavischen Black Metals ist in den letzten Jahren sicher SAOR gewesen, was nicht von ungefähr kommt. Hierhinter steckt Andy Marshall, seines Zeichens ehemals bei FALLOCH aktiv. Dieser hat sich nach deren Debüt von der Band entfernt, um mit dem hier vorliegenden Projekt seine eigene Vision vom schottischen, pardon: Caledonian Black Metal zu verfolgen.

Auf vergessenen Pfaden?

Das fing mit dem geradezu programmatisch betitelten Debüt „Roots“ an, das 2013 erschien und bereits das enorme, atmosphärische Potential andeutete und gipfelte schließlich im Drittwerk „Guardians“, das eine einzigartige, folkige Magie entfesseln konnte. Mit dem hier vorliegenden, neuen Album „Forgotten Paths“ bewegt sich SAOR nun in eine andere Richtung.

Hatten FALLOCH ihrerzeit unter anderem mit ALCEST-Vergleichen zu kämpfen, so lassen sich diese in zweierlei Hinsicht auf „Forgotten Paths“ anwenden. Am offensichtlichsten ist natürlich das Mitwirken von Neige im eröffnenden Titeltrack zu erwähnen, der dort und scheinbar auch darüber hinaus seine samtig schwarzen Spuren hörbar hinterlassen hat. Aber abgesehen davon präsentiert sich Marshall anno 2019 abwechslungsreicher als zuvor.

SAOR findet seinen Weg

Das hat mehrere Nebeneffekte: Der etwas negativere ist natürlich, dass die repetitive, hypnotische Magie von „Guardians“ hier weniger zu spüren ist. Wer diese also in „Forgotten Paths“ sucht, wird enttäuscht. Auf der anderen Seite kompensiert SAOR das aber wiederum mit deutlich breiter aufgestelltem Songwriting. Und das hat zur Folge, dass „Forgotten Paths“ das mit Abstand zugänglichste Werk des Schotten geworden ist.

War die Devise von „Guardians“ noch als „Genug Atmosphäre, um einfaches geschriebene Longtracks kurzweilig zu gestalten“ umschreibbar, so dreht sich der Spieß hier fast komplett um. Die Atmosphäre ist noch da, aber sie steht längst nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens. Die Songs sind noch lang, aber deutlich ereignisreicher und ausgefeilter, um das vermeintliche Stimmungsmanko locker auszugleichen.

Die „Forgotten Paths“ sind weitläufig und ineinander verschlungen

Anders ausgedrückt suggeriert Marshall zwar nicht die Größe seiner früheren Werke, bewegt sich dafür umso geschickter und dynamischer durch die eigenen Songs. Der bereits erwähnte Titeltrack erforscht gleich mehrere Motive von schwarzmetallischer Schönheit. Der Blick in Richtung ALCEST ist natürlich verlockend, hier sind vergleichbare Elemente aber deutlich weniger kitschig geraten und mit dem für SAOR üblichen, Folk-betonten Blick für die schottische Heimat versehen.

„Monadh“ lässt mit seinen eröffnenden Tönen gar entfernt an gewisse SÓLSTAFIR-Momente denken, wobei sich Marshall wiederum mit seinem markanten Folk-Einflüssen vor Plagiatismusvorwürfen hütet. Und sobald der Song in Richtung melodischen Black Metals abbiegt, nimmt der Song ohnehin von ganz allein an Fahrt auf hin zum Finale, das wie eine Referenz an die schwelgerische Epik der Vorgänger verstanden werden kann.

„Bròn“ dagegen ist ein ganz anderes Biest und gewiss das Highlight der Platte. Der wohl düsterste Track des Albums bedient mit ominösem Auftakt und stampfender Rhythmik zu beginn eine gewisse, angeschwärzte Viking-Metal-Ästhetik, die erst mit dem Einsetzen der Folk-Instrumentierung und nicht zuletzt des weiblichen Gesangs aufgelöst wird.

Die gelungene Öffnung des Sounds

Apropos Gesang: Marshalls Growls halten auch 2019, was sie schon auf den vorangegangenen Alben versprachen und bleiben konsistent, während die Produktion weiterhin fantasievoll und farbenfroh, zugleich aber auch ausreichend rau und kalt ausgefallen ist. Man sieht die nebligen Highlands praktisch vor dem geistigen Auge vorbeiziehen, so intuitiv klingt  „Forgotten Paths“. Und mit dem abschließenden „Exile“ gibt es ein reines Folk-Schmankerl obendrauf.

Der stilistische Wandel lässt sich sicher mit der besonders durch den Vorgänger massiv gestiegenen Popularität des Schotten erklären, sodass sich die Entscheidung für mehr Zugänglichkeit auf „Forgotten Paths“ auf ganzer Linie nachvollziehen lässt. Das Album stellt eine gelungene Öffnung des Sounds und damit den perfekten Einstieg für Neulinge in das Werk des Schotten dar. Wer SAOR noch nicht kennt, sollte das also mit „Forgotten Paths“ ändern.

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19.02.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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4 Kommentare zu Saor - Forgotten Paths

  1. nili68 sagt:

    Das ist wirklich richtig gut. Folk, wenn unkitschig und nicht zu viel Gedudel, hat bei mir ohnehin ein Stein im Brett. Wenn das Lied repräsentativ ist.. *Portemonnaie zück*

  2. unfurl999 sagt:

    Drumsound ist stellenweise etwas unorganisch und unpassend. Aber alles in allem ein sehr schönes schottisches Album.

    8/10
  3. _lillith sagt:

    Einfach nur eine richtige schöne Black/Folk Platte. Wenn man die Produktion einen Tick besser gemacht hätte, wäre sie noch schicker!

    8/10
  4. der holgi sagt:

    Oh ja, die Drums sind totgemischt, schade. Mit nem organischen Drumsound wäre das Ding hier ein Meilenstein. Muss live der Hammer sein denke ich. Sehr gut.

    8/10