Das Power-Trio aus Brooklyn hat sich ein Jahr länger als bisher Zeit gelassen, um sein drittes Album “Lights On” auf die Menschheit zu entlassen. Mit “A Funeral For The World” (2017), “The Poisoner” (2019) und energiegeladenen Live-Shows konnten SANHEDRIN viele Fans überzeugen. Beide Alben waren wirklich gut und räumten regelmäßig die Spitzenplatzierungen der Polls ab. Dennoch erschlich sich zumindest teilweise das Gefühl, die New Yorker:innen hätten das volle Volumen ihres Potentials noch nicht ausgeschöpft. Wie sieht es nun also mit “Lights On” aus, dem klassischen “Make it or break it”-Moment in der Bandkarriere?
SANHEDRIN bleiben bei High-Energy-Rock auf hohem Niveau
Vorweg: Alles, was SANHEDRIN anstellen, hat Hand und Fuß. An der Erfolgsformel wurde nicht groß geschraubt; die Band besitzt reichlich Wiedererkennungswert und die entsprechende Verve, damit ein neues Album von allein relevant ist. Davon kann der Mensch sich relativ leicht überzeugen. Wenige Takte des Openers “Correction” reichen, und es duftet nach Schweiß, Platzangst und Hopfengoldsaft. Imaginär natürlich, denn echte Gigs sind uns leider nach wie vor nicht vergönnt. Auch Stücke wie “Change Takes Forever”, der Titelsong oder “Scythian Woman” laden dazu ein, mit dem ganzen Körper gelebt zu werden. In dieser Hinsicht haben SANHEDRIN wunderbarerweise nicht viel verloren, sondern eher dazugewonnen.
Um die ersten beiden Alben auf die Spitze des Olymps zu heben, fehlte es SANHEDRIN bisher vor allem an zwei Dingen: Erstens der Fähigkeit, ihre ungezügelte Live-Energie auch auf Konserve zu bannen. Klar, die benzinschwangere Schlagkraft der Band gehört einfach auf die Bühne. Dass der knochentrockene, aber unheimlich effektive Heavy Metal des Trios auf 120 Dezibel nach einer heftigen Arbeitswoche einfach besser funktioniert als auf der heimischen Stereoanlage – damit müssen wir uns wohl einfach abfinden.
Wohingegen es Erica Stoltz, Nathan Honor und Jeremy Sosville aber auf den ersten beiden Alben nicht ganz gelang, qualitativ konsistente Platten ohne Hänger zu veröffentlichen, konnten sich SANHEDRIN dahingehend deutlich verbessern. Auch wenn beispielsweise “Code Blue” und “Hero’s End” wesentlich mehr Durchläufe benötigen als die erwähnten Songs oder der Ohrwurm “Lost At Sea”, so hat jeder der acht Songs mindestens eine Hookline, die ihn unverwechselbar macht.
“Lights On” – Bühne frei!
Abschließend sei noch einmal kurz auf Erica Stoltz eingegangen. Es scheint kaum möglich, aber die charismatische Röhre konnte auf ihre bisherigen Performances qualitativ noch einen draufsetzen und besticht durch eine beeindruckende Vielfalt an stimmlichen Klangfarben und ihre stets spürbare Leidenschaft. Ihr großartiger Gesang macht einen Großteil der Anziehungskraft SANHEDRINs aus – er passt aber auch perfekt zu den kantigen Riffs von Sosville. Sicherlich, könnte die Band noch den einen oder anderen Blick über den stilistischen Tellerrand ganz gut vertragen. Auf der anderen Seite hat das aber von MOTÖRHEAD auch nie jemand verlangt und zweitens kann in der Zukunft eigentlich nichts schief gehen, wenn auf diesem Niveau weitergerockt wird.
Holla da freu ich mich aber drauf. Die beiden Alben fand ich sehr gut. Die Sängerin ist absolut top und erinnert mich stark an Farida L.
Ja dito! Auch live konnte das Trio mich überzeugen, bin gespannt auf das Teil.
Das erste Album hab ich noch immer nicht. „The poisoner“ fand ich schon richtig gut. Bin voll überrascht, dass sie jetzt bei metal blade sind. Albumcover gefällt mir und was ich bislang gelesen habe, könnte das echt ein tolles Teil sein