Sanguine Glacialis - Maladaptive Daydreaming

Review

SANGUINE GLACIALIS – zu Deutsch in etwa gefrorenes Blut oder Eisblut – ist eine fünfköpfige Band aus Montreal in der kanadischen Provinz Quebec. “Maladaptive Daydreaming“ ist bereits das dritte Studioalbum der Band. Der Albumtitel bezieht sich auf den realen Zustand “Maladaptives Tagträumen“, in dem eine Person so übermäßig viel tagträumt, dass die Träume das alltägliche Leben beeinträchtigen. Somit entsteht ein Teufelskreis, denn da das tägliche Leben immer komplizierter wird, wird die imaginäre Flucht daraus immer verlockender.

Folgen wir Alice ins Kaninchenloch?

Gleich dem Autor Lewis Carroll möchten SANGUINE GLACIALIS auf diesem Album ihre Zuhörer in eine Fantasiewelt mitnehmen. Doch genau wie bei Lewis Carroll ist diese Welt echt schräg, und genauso ist die Musik von SANGIUNE GLACIALIS. Festlegen auf irgendwas? Das lassen sich die fünf Kanadier ungern, und auf diesem Album zaubern sie entsprechend viele Stilwechsel aus dem Hut. So kann es schon einmal passieren, dass Songs wie “Ars Moriendi“ oder “Inadaptation“ mit wüstem Death-Geschrammel und entsprechenden Growls beginnen, um dann abrupt zu melancholischem Jazz umzuschwenken.

Der Titel “Resilience“ beschwört streckenweise vor dem inneren Auge Zirkusartisten und Harlekins herauf, bevor der Sound wieder ordentlich aus den Boxen drischt und Frontfrau und Gründungsmitglied Maude Théberge alles aus ihrer Opernstimme herausholt, um den Song dann mit Banshee-Gekreische zu beenden. Überwiegend lässt sie jedoch auf dem Album gekonnt Growls hören. Ihre restlichen Bandmitglieder steuern allesamt Background-Vocals bei, an mancher Stelle gar wirklich schöne Chorpassagen.

Eine kurze Atempause kommt mit “Réveries Obsessives“, einem düsteren, instrumentalen Stück, in dem das Klavier dominiert. Direkt danach gibt es jedoch mit “Paracusia“ wieder voll auf die zwölf. Insgesamt ist “Maladaptive Daydreaming“ zwar ein sehr düsteres, melancholisches, aber keineswegs ruhiges Album. Ganz im Gegenteil.

Melancholie versus Lärm

SANGUINE GLACIALIS sind, wie schon die Klitschkos in der Fernsehwerbung für eine bekannte Süßigkeit so schön sagten, keine leichte Kost. Jedoch gelingt es ihnen, einen sehr interessanten und eigenwilligen Sound zu kreieren, der manch einem Melancholie-Liebhaber wahrscheinlich zu lärmig ist. Das muss man mögen. Ausprobieren sollten es Fans der Musikrichtung auf jeden Fall, auf “Maladaptive Daydreaming“ gibt es mehr als ein Kaninchenloch, in das man zum Tagträumen hineinfallen kann.

11.08.2023

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3 Kommentare zu Sanguine Glacialis - Maladaptive Daydreaming

  1. Watu sagt:

    Finde ich gar nicht so schlecht, alleine schon, weil das Ganze nicht in einer schmalzigen Symphonic Soße untergeht, sondern alles wunderbar griffig produziert wurde und sich auch der Metal Anteil zeigen lassen kann. Der Videosong klingt für mich, als hätte das Ganze mehr als 6 Punkte verdient.

  2. Lysolium 68 sagt:

    Die wildern wie ja bereits angemerkt querbeet und das sehr ordentlich. Der Vorgänger und die zwei vorab
    veröffentlichten Tracks sind für mich deutlich mehr als die hier vergebene Punktzahl. Ich denke das dies eher
    nichts für die Melancholiker ist.

  3. ClutchNixon sagt:

    Klingt wie eine verträglichere Version der Kanadier Unexpect, also durchaus nachvollziehbar. Ich kann somit die musikalische Klasse goutieren und die Band dennoch außerordentlich furchtbar finden 🤣