Oh je, dieses Album ist wahrlich ein alles andere als leicht verdaulicher Brocken Musik. Dabei soll auf die Musik bewusst erst etwas später eingegangen werden, widmen wir uns zunächst einmal kurz dem textlichen Konzept. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der im nationalsozialistischen Deutschland aufwächst und dessen große Leidenschaft das Schreiben von Gedichten ist. Aufgrund dessen wird er als verhaltensgestört und schizophren eingestuft und landet in einer Anstalt des sogenannten Euthanasie-Programms, wo er letztendlich ermordet wird.
Das zu einer solchen Geschichte keine positiven und fröhlichen Melodien passen, kann man sich eigentlich schon denken, dennoch bleibt anzumerken: SAMSAS TRAUM machen einem das Hören von „Poesie: Friedrichs Geschichte“ ganz sicher nicht leicht. Doch das war wohl auch kaum die Intention von Alexander Kaschte. Von den Metal-Wurzeln der Band findet man nur noch Fragmente, und so werden viele Metal.de-Leser eher Schwierigkeiten mit der Scheibe haben – mir geht es da recht ähnlich. Die offensichtlichen Vorbilder sind wohl in Richtung GOETHES ERBEN zu suchen, auch wenn Herr Kaschte das vermutlich verneinen wird. Das Album startet mit dem opulenten Intro „Es Ist Der Tod“ überraschend positiv, ehe dann sofort der kalte Bruch mit „Sauber“ erfolgt. Die Musik ist passend zum textlichen Inhalt kühl und düster, teilweise wird sogar über arische Säuberungen gerappt. Verstörend! In „Und Ich Schrieb Gedichte“ tritt erstmals die poetisch veranlagte Hauptfigur Friedrich auf, garniert von einem absurd anmutenden Kinderlied-Refrain. „Der Mönchberg“ beschreibt die Anstalt, in die Friedrich eingeliefert wurde. Bei diesem Lied – wie auch bei „Leiche 10.000“ oder „Es Tut Uns Leid“ fallen einem die Trademarks der CD am besten auf: Das meist elektronische Grundgerüst wird durch einen metallischen Mantel verstärkt, die oft abschreckenden Texte stehen im krassen Gegensatz zu den immer wieder positiven (und sogar teilweise tanzbaren) Melodien.
Wie kann man die Musik am besten umschreiben? Vielleicht so: Die Rhythmusfraktion einer Metalband musiziert gemeinsam mit einem Keyboarder, welcher auf elektronische Spielereien und Klangfarben aller Art steht. Dazu gesellt sich noch ein Sänger, der scheinbar ziemlich losgelöst von der Musik seine unterschiedlichsten Ideen, Stimmungen und Gesangsstile einbringt. Das muss man alles erstmal so unter einen Hut bekommen, ohne das Gesamtwerk zu zerstückeln, Respekt! Den eher besinnlichen Ausklang der Scheibe bildet dann „Was Weißt Du Schon Von Mir“, und der Hörer bleibt in der Gewissheit zurück, dass Friedrichs Leben schon bald wieder in Vergessenheit geraten wird. Damit ereilt ihn das gleiche Schicksal wie schon Millionen unschuldiger Opfer vor ihm, in allen Epochen unserer ach so zivilisierten Welt …
„Poesie: Friedrichs Geschichte“ als Gesamtwerk abschließend zu beurteilen, fällt mir als reinem Metal-Fan alles andere als leicht, weil der Zugang zu dieser Art von Musik nicht gerade sperrangelweit offensteht. Möglichst objektiv betrachtet produziert SAMSAS TRAUM ganz sicher ziemlich große Kunst, die von der Zielgruppe wiederum zu Recht abgefeiert werden wird.
Nun wirklich kein sehr gelungenes Review. Hauptargument für die Note ist die Entfernung zum Metal? Ziehen wir dem Queen Album auf der Hauptseite doch auch gleich mal 2 oder 3 Punkte ab weil Freddie sich zu weit von seinen Metal Wurzeln (welche Samsas Traum genau so wenige hat wie Queen) entfernt hat?
Warum wurde hier nicht einfach auf ein Review verzichtet da sich die Zielgruppe angeblich nicht auf metal.de verlaufen wird…
Jeder der sich tatsächlich mit der sehr interessanten Thematik auseinander setzen will kann sich ja mal die Amazon Review anschauhen, unabhängig davon ob positiv oder negativ…
Unabhängig von der Bewertung bzw. dem Review kann ich nur empfehlen sich dieses Album mal in seiner Gesamtheit und aufmerksam anzuhören.
Eine sehr interessante Scheibe, die definitiv eigenständig klingt und ein sehr interessantes und berührendes Thema aufgreift!
Ich bin seit etlichen Jahren ST-Hörer und mag Kaschtes Musik ziemlich gerne. Hier und da ist es etwas zu skurill, aber im Gesamtpaket mag ich die unterschiedlichen Stile, die er verwendet.
Auch dieses Album ist eher schwer verdaulich. Musikalisch, als auch textlich. Mal fett abfeiern zu der Platte ist nicht. Muss es auch nicht. Ich bin vielmehr Kaschtr dankbar für die Thematik.
Künstlerischverbindet das Album alle Facetten der Band. Elektro, Gitarren, die Orgel. Und es fühlt sich in meinen Ohren gut an!
ST-Hörer*innen sollten dennoch der Scheibe Zeit und Raum geben. Leicht zugägnlich trotz typischer Trademarks ist es nämlich nicht.
Ach, ST haben schon ihre Fans, egal wie sehr „reine Metal-Fans“, wie unser geschätzter Reszensent, auch meinen, eine Meinung dazu haben zu müssen.
Klar darf man die scheisse finden, aber wenn’s so schwer fällt, einfach ignorieren… jetzt nicht speziell an den Reviewer, sooo schlecht sind 6 Pkt. ja nun auch nicht.
Wenn man überhaupt Reviews Beachtung schenken will, abseits von Entertainment, ist in meiner Welt alles ab 5 Pkt. eh reine Geschmackssache…