
Aus den nordischen – hier finnischen – Wäldern dringen bekanntermaßen oft düstere, dabei aber entspannte und naturverbundene Töne. So auch bei SAMMALE. „Ikiharmaja“ ist das bereits dritte Album der 2021 gegründeten Band, die bisher noch nicht groß in Erscheinung getreten ist. Der Bandname bedeutet übersetzt ‚Moos‘, und auf solchem weich gebettet fühlt man sich während der zahlreichen atmosphärischen Passagen des Albums. SAMMALE haben sich jedoch dem Atmospheric/Ambient/Folk Black verschrieben, weshalb es ab und an auch ordentlich rumpelt.
SAMMALE mögen es roh
Der Opener „Vapauden Virsi“ lässt es zuerst langsam angehen und nutzt seine über zehn Minuten Laufzeit für die Entwicklung einer Klanglandschaft. Der folkige Einschlag scheint schnell durch. Der schwarze Einstieg erfolgt dann sehr plötzlich und unterstreicht die rohe Produktion mit prominenter Bassline. Trotz der Härte und Geschwindigkeit kann von Geballer oder Geprügel nicht die Rede sein; es ist ein Gerumpel, das die ursprüngliche Rohheit des Black Metals feiert. Im weiteren Verlauf des Albums wird es mit Konservenstreichern, Piano und Flöte mitunter kitschig. Nicht untypisch für finnische Bands; und eben auch ein ganz bestimmter Charme.
„Ikiharmaja“ mäandert zwischen Stimmungen
Emotionen transportieren SAMMALE also zweifelsohne. Von einer melancholischen Grundstimmung über eine gewisse Epik bis hin zu aggressiven Ausbrüchen ist alles dabei. Alle Stücke sind lang bis überlang und mäandern durchaus gekonnt zwischen verschiedenen Stimmungen. Der erwähnte Kitsch ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Vor allem „Karjalan Kunnailla“ wird hier zur Grenzerfahrung.
Gemischte Gefühle
Angesichts dessen und der gewollt rohen Umsetzung ist es schwierig, mit dem Album warm zu werden. Es hat definitiv seine Momente, doch zu oft versetzt das Keyboard dem Hörerlebnis einen Dämpfer. Besonders negativ fallen der Fake-Chor am Ende von „Vapauden Virsi“ und die Streicher zu Beginn von „Kaipuu“ auf. Darauf muss man schon stehen, um wirklich Gefallen daran zu finden. SAMMALE bedienen aber sicherlich bewusst eine kleine Nische und machen daher eigentlich nichts falsch. Mögen sich die Geister daran scheiden.
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