Woher kommt eine Gothic/Melodic Metal Band mit weiblichem Gesang? Natürlich! Entweder aus Holland oder Nordeuropa. Die Kanadier SAMANDRIEL hingegen sind mit ihrer Debüt-EP „Awakening“ angetreten, um uns zu zeigen, dass diese Musikrichtung auch jenseits des großen Teiches Beachtung findet.
Dabei weben die Musiker sogar ein durchaus erfrischendes Detail in ihre Musik ein. Neben ihre Wurzeln aus dem Gothic Metal, die sich in Melodie-Teppichen und dem opernhaften Gesang von Doneka offenbaren, stellen sie immer wieder auch Einflüsse aus dem Black Metal. So gibt es auf dem Silberling auch kalte Keyboard-Landschaften, aggressive Growls und beckenlastiges Up-Tempo-Drumming zu hören. Allerdings scheint es dem Quintett beim Songwriting nicht gelungen zu sein, diese Elemente auch miteinander zu verknüpfen. Irgendetwas wirkt in den Songs immer wieder wie ein Fremdkörper. Hier hätten die Übergänge viel fließender und sanfter ausfallen müssen. So finden sich zu viele radikale Einschnitte.
Hier ist also schon einmal viel Potential verschenkt worden. Dabei ist dieses durchaus vorhanden. Die Musiker wissen schon, was sie tun: Das Timing der Rhythmus-Sektion sitzt perfekt, die Riffs und Melodien kommen präzise und harmonisch und auch die Sängerin trifft immer den richtigen Ton. Gar nicht so einfach, wenn man einmal bedenkt, dass sie sich durchaus in Stimmlagen bewegt, die auch zu TARJA oder Liv Kristine (LEAVES EYES) passen könnten.
Das allein reicht aber nicht aus und so steht am Ende eine eher schwache Veröffentlichung. Schade, dass die Musiker noch nicht in der Lage sind, ihr Potential und ihre guten Ideen, was die Elemente aus dem extremeren Metal betrifft, zu nutzen. Man mag es ihnen allerdings noch durchgehen lassen, wenn man bedenkt, dass SAMANDRIEL erst 2008 gegründet wurden und ein stabiles Line-Up sogar erst seit Dezember besteht. Allerdings sollten sie noch eine ganze Menge mehr an sich und ihren Songs feilen, bevor sie sich an die nächste Veröffentlichung wagen.
Ein tolles Debut, für mich ein absolutes Highlight in 2010! Die außergewöhnlich gute Sängerin veredelt noch das leckere Menü, was ihre begabten Kollegen an den Instrumenten anrichten. Die Songs sind sehr abwechslungsreich und oftmals auch sehr progressiv gestaltet, worunter zwar die Eingängigkeit ein wenig leidet, dafür wird das Album aber auch nach mehreren Durchläufen nicht langweilig. Der Härtegrad stimmt, die Musik wird nie trivial, der Fuß kommt auch öfter ordentlich aufs Gaspedal, es darf auch mal einer ein paar passende Grwols dabei packen. Schwarzgothischer Progressivmetal…
Wer – so wie ich – die letzte Nightwish wegen der Sängerin nicht mochte und Within Temptation zu seicht findet, sollte hier mal beide Ohren riskieren.