SALIVA aus Memphis, Tennessee schwammen 1996 mit der ersten großen Nu-Metal-Welle über den Teich und brachten es in den folgenden Jahren zu nicht unerheblichem Erfolg. Je eine Gold- und eine Platin-Auszeichnung sowie eine Grammy-Nominierung im Jahre 2002 sind der Band nicht mehr zu nehmen – und auch im zwanzigsten Bestehensjahr zieht man die musikalische Vision der Jahrtausendwende unbeeindruckt weiter durch. „Love, Lies & Therapy“ geht dabei, ganz dem plakativen Titel entsprechend, keinem Genre-Klischee aus dem Weg: vier „Power-Balladen“ und ein Haufen „rockiger Kracher“ zum in die Zeitmaschine verfrachten und an diesen Fred Durst mit der roten Basecap zurückschicken.
Coole Stimme, unterirdische Texte
Bobby Amaru, seit 2011 Sänger bei SALIVA und laut Pressetext Quell neugewonnener Energie, macht einen so ordentlichen wie eindimensionalen Job zwischen SEETHER und NICKELBACK, kann aber auch mit cooler Reibeisenstimme nicht über das unterirdische Textniveau hinwegtrösten:
Hungry like a wolf / I’m a fucking survivor / Never gonna quit / Never gonna back down / So you better be ready / Cause I’m taking the crown („Go Big Or Go Home“)
SALIVA: auf dem neunten Album fast schon ärgerlich belanglos
Auch kompositorisch bekleckert sich auf „Love, Lies & Therapy“ niemand mit Ruhm. „Loneliest Know“ könnte das Produkt eines Rockballade-in-fünf-Minuten-Tutorials bei YouTube sein und ob „Bitch Like You“ schon unter Sampling fällt und was REFUSED dazu sagen, wäre interessant zu erfahren. Wenn die eigene Formel dann irgendwann doch zu billig wird, helfen sich SALIVA noch mit einem MICHAEL-JACKSON-Cover. Hat ja bei ALIEN ANT FARM damals schon super geklappt. Kurzer Schockmoment folgt, bis sich glücklicherweise herausstellt, dass der Rausschmeißer „Hand In Hand“ kein BEATSTEAKS-Cover, sondern einfach nur die abschließende Power-Ballade aus eigener Schmiede ist.
„Love, Lies & Therapy“, das neunte Studioalbum aus dem Hause SALIVA ist ein schon fast ärgerlich belang- und liebloses Machwerk, das den Hörer vor allem mit zwei Fragen zurücklässt: Wer kauft so etwas heute noch? Und war es in den 90ern wirklich mal cool, seine Band „Speichel“ zu nennen?
Geh hier vollkommen mit der Review (die allerdings ähnlich oberflächlich ausgefallen ist) und Bewertung mit.
Der talentierte, vielseitige Josey Scott hatte am ehesten den Reiz an Saliva ausgemacht und selbst wenn Bobby Amaru nun bereits zum dritten Mal keinen schlechten Job bei den Vocals abliefert, klingt die Band trotzdem nicht mehr, wie früher. Das ist überwiegend schrecklich belanglos. „Bicht like you“ hat mich tatsächlich bekommen, selbst wenn der Track sehr simpel ist, rockt er für mich wunderbar und „Rx“ ist ebenfalls okay. „Breakdown“ und der Rausschmeißer geben sich melancholisch, was zumindest ansatzweise noch funktioniert und das Cover von „They don’t care about us“ ist wenigstens anhörbar, aber die Musik besitzt hier definitiv keine Seele mehr. Das ist alles dermaßen auf Massenkompatibilität aus und versucht in manchen Momenten so krampfhaft das Erfolgsrezept von Scott zu kopieren, dass einem die Freude an der Musik vergeht. Es ist nicht schrecklich und ein paar Lieder taugen etwas, doch insgesamt hat man wohl nichts verpasst, wenn man’s nicht gehört hat. Schade!