Saligia - Vesaevus

Review

Warum gucken uns SALIGIA immer noch aus dem Untergrund an? Vermutlich, weil sie es wollen. Außerdem treten die Norweger selten bis nie live auf. Davon abgesehen, gehen Qualität und kommerzieller Erfolg nicht immer Hand in Hand, weil die Spanne zwischen „gut“ und „schlecht“ durch persönliche Geschmäcker verwässert wird. Fakt ist, dass „Vesaevus“ von SALIGIA genügend Qualität liefert, um auch außerhalb des Undergrounds erwähnt und gelobt zu werden. Darüber hinaus deutet das Artwork, das den bisherigen roten Faden durchbricht, eine Neuausrichtung an. Auch musikalisch?

„Vesaevus“ von SALIGIA ist der bisherige Höhepunkt

Alle Lieder des dritten Albums sind exemplarisch für das, was SALIGIA musikalisch veranstalten. Der Opener „Ashes“ beginnt mit einem kurzen Orgel-Intro und einem gemächlichen Einstieg. Das Riffing steigert sich in Richtung Thrash und geht dann in Black Thrash der Marke AURA NOIR über – mit sehr experimentellem Charakter. Die Stimme erhält ihre gewohnte Extraportion Räudigkeit und weiter hinten finden ein Tempoanstieg und ein Wechsel auf traditionellere Gitarrenarbeit statt – jetzt in der Schnittmenge aus Black, Thrash und Heavy Metal. Die einsetzende Doublebass verleiht der Nummer eine weitere Facette. All das kennt man von SALIGIA; also die Zutaten, das Ergebnis ist neu, wirkt frisch, geht gut rein, zeugt von Kreativität, macht Lust auf mehr.

Stimmungsmacher mit Wow-Momenten

Der Unterschied zu vielen Subgenre-Vertretern: SALIGIA verbauen nicht nur Stakkato-Standard und abgenutzte Melodien, sondern vielfach kreative Ideen. Die Entwicklung im hinteren Drittel von „Malach Ahzari“ zum Beispiel. Über solche Passagen wird im Nachgang gesprochen, weil es besondere Momente sind, die im Gedächtnis bleiben. Die Addition einer gehörigen Portion Okkultismus belebt den musikalischen Kosmos der Trondheimer umso mehr. Generell arbeiten SALIGIA gerne mit musikalischen Steigerungen: Da bahnt sich ständig etwas an, wird von passenden Drums begleitet, mit etwas Drama versehen, entwickelt sich, bricht auf, wächst und explodiert schließlich. So entstehen enorm spannende Augenblicke.

Speziell und doch offen für eine größere Hörerschaft

SALIGIA haben sich nicht komplett neu ausgerichtet. Trotzdem sind Unterschiede zum Vorgängeralbum „Fønix“ (2015) hörbar. „Vesaevus“ ist im Vergleich zum früheren Material weniger sperrig, ohne auf Komplexität zu verzichten – musikalische Vielschichtigkeit ist im Hause SALIGIA weiterhin ein hoher Anspruch. Und dennoch haben die neuen Songs das Potenzial, viele Geschmäcker auf einer vermeintlich großen Zielgruppen-Bandbreite zu bedienen: von der „Jaa, geile Stelle, also recke ich meine Faust in die Luft und verschütte dabei mein Dosenbier“-Fraktion, über die genauen Hinhörer, die gerne Feinheiten entdecken, bis zu den anspruchsvollen Rezipienten, die nicht nur einzelne Stellen feiern, sondern gute Arrangements würdigen. Weil das Album insgesamt berauschend ist, die Qualität nach hinten raus nicht abnimmt, und aufgrund der besseren Zugänglichkeit, ohne den eigenen Stil zu verändern, ist „Vesaevus“ eines der (nachträglichen) 2019er-Highlights und das bis dato beste Album des Duos.

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18.02.2020

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4 Kommentare zu Saligia - Vesaevus

  1. royale sagt:

    Ván Records, eins der letzten Labels, wo man (fast) noch blind zugreifen kann!

  2. nili68 sagt:

    Der Gesang gefällt mir überhaupt nicht und ist so störend, dass ich mich auf die Musik gar nicht richtig einlassen kann. Fairerweise deshalb keine Note, da die Musik, soweit ich das mitbekommen habe, auch nicht so 100% mein Geschmack ist. Naja, ich dachte halt Black Metal, 9. Pkt., da hörste mal rein. Is‘ ja auch kein Drama..

  3. MetalForce sagt:

    Ist der Gesang so schlecht oder so gewollt? Hm
    Produktion ohne Druck und irgendwie lasch (war der Vorgänger mit mehr Dampf)
    Technisches Können eindeutig hervorragend
    Spielwitz? Gähn….
    Innovation? Hm
    Da gefällt mir Nidingr doch vieeel besser (Atmosphäre….)
    Ertappe mich ständig daran vorzuscrollen, ob noch was passiert…..
    9 Punkte? Ne, kann ich leider nicht ansatzweise nachvollziehen .. Schade…

    6/10
  4. elLargo sagt:

    Habe mich auch von den 9 Punkten anziehen lassen. Klingen für mich wie die norwegischen KRATER: Instrumental wirklich klasse, gesanglich mäh.

    6/10