Dieser Band reicht es wohl nicht aus, dass allein ihre Herkunft genug Exotenstatus mit sich bringt. Neben ihren in der Metalbranche immer noch höchst seltenen, israelischen Roots haben sich die Death Metaller von SALEM nun an ein Mammutprojekt herangewagt. Zusammen mit einem voll besetzten Streichorchester samt Chor haben sie diversen Tracks ihrer bisherigen Bandgeschichte einen komplett neuen, symphonischen Anstrich verpasst.
Ist dieses erneute Experiment, Klassik mit extremem Metal zu verbinden, gelungen? Oder gehen SALEM genauso baden, wie es METALLICA ihrer Zeit mit „S&M“ auf eindrucksvoll inhomogene Weise getan haben? Eine schwere Frage, deren Beantwortung sich als ungleich diffiziler erweist.
Auf den ersten Hör klingt „Strings Attached“ wie APOCALYPTICA auf nervig (z.B. „Slave“ samt Martin Luther King-Sample), die sich Stromgitarren und einen Death Metal-Sänger mit schwarz-metallischem Touch ins Studio geholt haben. Uptempo wie bei „Old Wounds“ herrscht höchst selten vor. Viel eher erlaubt die Band dem Orchester, ihre sich ohnehin schon abseits der gängigen Todesblei-Pfade bewegenden Riffkonstrukte noch weiter zu verfeinern bzw. noch ungewöhnlicher zu gestalten. Positiv sticht ins Ohr, dass ihre Symbiose der klassischen und modernen Instrumente wesentlich besser aufeinander abgestimmt ist als z.B. bei METALLICA. In die Schublade „schnell konsumierbar“ kann man „Strings Attached“ jedoch keinesfalls einordnen. Oftmals präsentieren sich die Arrangements vielschichtig und wollen erst durchdrungen werden, bis sie ihre volle Pracht entfalten. Bestes Beispiel dafür: der einzige neue Song „Anno Domini“. Umkehrschluß der Tatsache, dass jener einzig für dieses Projekt geschriebene Track das Highlight der Platte markiert, ist jedoch, dass bei einigen der älteren Songs die Zusammenführung beider Stile zwar unfallfrei erfolgt, die klassischen Elemente dem Metalanteil aber seine Wirkung nehmen und umgekehrt. Somit verpufft beides wirkungslos („The Fading“), gänzlich schwermetallfreie Experimente wie das völlig neu nur mit Piano und Frauengesang interpretierte „The 2nd Coming“ einmal ausgenommen.
Bleibt abschließend zu sagen, dass „Strings Attached“ zwar zu jeder Zeit 100% ambitioniert und mit Liebe zum Detail eingespielt wirkt, die Mixtur aus Geige, Chor und der eigentlichen Band aber zuweilen als anstrengend, langatmig oder nicht auf den Punkt kommend bezeichnet werden muss. Wer allerdings immer schon der Meinung war, dass sich APOCALYPTICA endlich gesangliche Unterstützung in Form eines Grunzkreischers und eines Chores holen sollten, wird hier voll bedient.
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