Wie kann es sein, dass man von einer schon 17 Jahre bestehenden Band noch rein gar nichts gehört hat, obwohl man selbst schon lange intensiv das Geschehen in der Metalszene verfolgt? Nun, vielleicht spielt besagte Combo irgendeinen abstrusen Stil, mit dem man sich noch nie wirklich befasst hat. Dies trifft jedoch im Falle der 1985 gegründeten SALEM nicht zu, da sie tief im Death Metal mit schwarzmetallischen Anleihen verwurzelt sind. Eine weitere Möglichkeit für mein bisheriges Unwissen könnte sein, dass das Heimatland der vier Jungs eher als Metal-Exoten-Land einzustufen ist. Und siehe da, hier liegt der Hund begraben. SALEM stammen aus Israel, das auf der Landkarte der extremen Musik doch eher einen weniger gewichtigen Status inne hat. Erstaunt über das musikalisch reife Endprodukt, das ich in Form von „Collective Demise“ in den Händen halte, muss man bei einer derartig langen Berufserfahrung, die sogar schon eine Zusammenarbeit mit Starproduzent Colin Richardson beinhaltet, aber keinesfalls sein. Erfrischend andersartig fernab jeglicher europäischer oder amerikanischer Todesbleistandards gehen die Burschen auf ihrer mittlerweile vierten Full-Length-CD zu Werke und benutzen dabei gerne völlig genrefremde Elemente wie afrokubanische Percussion oder gezielt eingesetzten, nie schmalzig oder gekünstelt wirkenden, weiblichen Gesang. Bezeichnend für die Klasse dieser Experimente ist, dass gerade die Songs, die oben genannte Strukturen enthalten, die Highlights auf diesem Album sind, die da wären: der unheimlich aggressive Knüppel-Opener „Broken Yet United“, der von der Melodieführung her noch am ehesten in die schwedische Schublade gesteckt werden kann, das schleppende, orientalisch angehauchte, mit herrlichen Gesangskontrasten versehene „Feed On Your Grief“ und die erste Singleauskopplung in Israel namens „Al Taster“. Hierbei handelt es sich um ein Stück mit traditioneller israelischer Melodie, dessen Lyrics aus der Bibel stammen (Psalme, Kapitel 102, Vers 3) stammen, ein Manifest für SALEMs außerordentliche Andersartigkeit. Der Rest des Albums ist dabei aber keinesfalls zu vernachlässigen, handelt es sich doch um durchweg soliden bis guten Death Metal mit abwechslungsreicher Gitarrenarbeit und sehr rauhem, extremem Kreischgesang in mittleren bis hohen Geschwindigkeitsregionen. Einzig die Produktion weist im Schlagzeugbereich einige scheppernde Mängel auf. Ansonsten ist „Collective Demise“ aber jedem, der einmal für eine gute Dreiviertelstunde die ausgelatschten ameropäischen Death Metal-Pfade verlassen will, ans Herz zu legen.
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