Saiva - Markerna Bortom

Review

2013 kam aus dem Nichts die „Finnmarkens Folk“-EP von SAIVA, Ein-Mann-Projekt von STILLA-Sänger und Ex-ARMAGEDDA-Gitarrist A. Petterson. Mit der eigenwilligen, sehr melodischen Auffassung von Folk Black Metal – wenig Uptempo, dafür viel Klargesang, Wiederholung und hypnotisch-einlullende Herangehensweise – konnten mich die beiden Tracks der EP nicht nur überzeugen, sondern regelrecht umreißen. Es folgte 2015 eine Split mit GRIFT, und nun liegt 2017, vier Jahre nach „Finnmarkens Folk“, endlich das SAIVA-Debütalbum vor. Das hört auf den Namen „Markerna Bortom“ und schlägt eine ähnliche Marschroute ein, wie die bisherigen Veröffentlichungen des Projekts. Allerdings muss trotzdem auch konstatiert werden: Mit kürzerer Spielzeit funktioniert das Prinzip besser als in voller Länge.

SAIVA bietet diverse Höhepunkte …

Denn A. Petterson hat sich mit SAIVA insofern von dem früheren Kurs seines Projekts entfernt, als dass er nun etwas offener für Experimente, für avantgardistische Vorstöße ist. Das ist eine Gemeinsamkeit mit den Labelkollegen und früheren Splitpartnern GRIFT. Wo sich GRIFT zuletzt auf „Arvet“ jedoch wieder zwingender zeigte als auf dem von mir nicht so sehr geschätzten Debüt „Syner“, gelingt es SAIVA mit „Markerna Bortom“ nicht, richtig packend und mitreißend zu agieren.

Natürlich gibt es Ausnahmen: Auch „Markerna Bortom“ hat seine Höhepunkte, zum Beispiel die beschwörenden, schamanistisch anmutenden Gesänge in „Där Vindar Vänder“, oder das LIFELOVER-eske Mainriff in „Varsel I Vildmark“. Und generell sollten die Clean Vocals des A. Petterson lobend erwähnt werden: Seine eigenwillige, emotionale Singstimme veredelte bisher nicht nur jede SAIVA-Veröffentlichung, sondern auch die drei STILLA-Alben, „Markerna Bortom“ ist hier keine Ausnahme.

… überzeugt mit „Markerna Bortom“ aber dennoch nicht hundertprozentig.

Trotzdem verzettelt sich der SAIVA-Kopf hin und wieder im teils ausufernden Ideenreichtum des Albums. Wenn „Nordmarkens Älvar“ auf zehn Minuten mehr Ideen verbrät, als so manche andere Band auf einem halben Album, dann ist das grundsätzlich sicherlich nichts Schlechtes – aber als Song funktioniert das nur bedingt. Im Falle des Openers „Nordmarkens Älvar“ ist man da noch etwas geneigter, schließlich ist man gespannt, was der Rest von „Markerna Bortom“ noch bringen mag, und das darauffolgende, bereits genannte „Där Vindar Vänder“ entschädigt schließlich auch. Doch es geht weiter: Auch der Rest des Albums strotzt nur so vor Ideen, die jedoch A. Petterson jedoch nicht immer zu einem fließenden Gesamtwerk zusammengebunden bekommt.

Meckern auf hohem Niveau

Das ist letztlich Meckern auf hohem Niveau. Ja, „Markerna Bortom“ ist ein gutes Album mit einer Menge toller Ideen und Gänsehaut-Höhepunkten. Ja, SAIVA ist ein weiteres spannendes Projekt aus dem Nordvis-Umfeld, das man spätestens jetzt (eigentlich aber schon seit 2013) auf dem Schirm haben sollte. Trotzdem: Im Kontext von den stilistisch ähnlich gelagerten GRIFT und ihrem hervorragenden, kürzlich veröffentlichten Zweitwerk „Arvet“, im Kontext der zweieinhalb grandiosen Alben von Pettersons Band STILLA, wirkt „Markerna Bortom“ ein wenig inkonsequent. Daran lässt sich aber in Zukunft noch drehen, spannend ist das Debütalbum des Projekts allemal.

07.10.2017
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