Saints Of Ruin - Glampyre

Review

Gothic Rock kann verdammt anspruchsvoll sein. Er erschließt sich oft nicht im ersten Moment, ist musikalisch sehr vertrackt und hoch emotional. So ist zumindest das Idealbild, welches quasi jeder Band des Genres im Kopf herumspukt. Ob dies auch für SAINTS OF RUIN gilt, bleibt abzuwarten. Als Maßstab muss in diesem Fall ihr drittes Studio-Album “Glampyre“ herhalten.

Und bereits an diesem Titel wird es deutlich: Mit Tiefgang und Innovation hat das lyrische Konzept der Kalifornier leider nicht viel zu tun. Wen überraschen denn heute noch Songtexte wie “Fire“, “Slow Poison“ oder “Love Dies“. Das ist nicht nur Genre-Standard, sondern auch ein so abgedroschenes Klischee, dass man geneigt ist, eine Schublade aufzuziehen, die Musik der Band dort rein zu packen, besagte Schublade wieder zu schließen und nicht weiter darüber nachzudenken. Und leider bestätigt sich dieses Vorurteil dann beim Hören der Scheibe im vollen Umfang: Die Rhythmen sind mehr als simpel strukturiert. Dafür hätte es keinen lebenden Drummer gebraucht. Es hätte vollauf gereicht einen Grundrhythmus in einen Computer zu programmieren und dann die Melodien darauf zu legen. Diese werden natürlich hauptsächlich von Sängerin Ruby Ruin dargeboten. Dabei versucht sie fleißig ihren europäischen Vorbildern aus dem Female Fronted Metal nachzueifern. Allerdings erreicht sie lange nicht deren gesanglichen Leistungen, sondern versumpft irgendwo im Durchschnitt. Dazu kommt auch noch, dass die Melodien deutlich an nichtssagenden Pop erinnern. Gleiches gilt auch für die Keyboard-Harmonien, die eher an britischen Synthie-Pop, als an die düstere Ecke erinnern. Wenigstens Gitarrist Tommy Dark versucht mit seinen Riffs eine härtere Note anzuschlagen. Allerdings sind diese so zurückhaltend und langweilig, dass schon HIM oder THE RASMUS wie Metal wirken. Letzten Endes trägt leider auch die Produktion ihre Wirkung zum negativen Gesamteindruck bei. Sie ist, ebenso wie die Musik, viel zu kraftlos und gerade das Schlagzeug wirkt oftmals, als hätte Drummer Michael Broadus einfach auf Mamas Töpfen herum geklopft.

Mit dem viel beschworenen musikalischem Anspruch im Gothic Rock hat “Glampyre“ also nicht wirklich viel zu tun. Das alles ist viel zu poppig, zu langweilig, zu abgedudelt, zu sehr Mainstream. Obwohl man den Songs immerhin eine gewisse Eingängigkeit nicht absprechen kann, reicht das, was SAINTS OF RUIN hier bieten maximal für jene Mädchen, die sich gerne die “Twilight“-Filme ansehen und jetzt auch mal dunkle Musik hören wollen, um ihre Eltern zu erschrecken.

05.05.2011

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