Saint Vitus - Lillie: F-65

Review

Galerie mit 20 Bildern: Saint Vitus - Dudefest 2019 Part III

Beginnen wir mit einer simplen Rechenaufgabe: 17 Jahre sind seit „Die Healing“, dem letzten SAINT VITUS-Album, vergangen und für jedes Jahr Wartezeit gibt es auf dem neuen Werk „Lillie: F-65“ genau zwei Minuten an neuem Material. Das macht? Richtig, 34 Minuten. Man kennt diese dem Ganzen einen exklusiven Anstrich verleihende Knappheit von der kalifornischen Doom-Metal-Legende bereits, schließlich lief auch ihr Opus Magnum „Born Too Late“ von 1986 nicht länger. Wenn aber nach Abzug eines Instrumentals („Vertigo“ mit Akustikgitarre) beziehungsweise minutenlangen Rückkopplungsgerausches („Withdrawal“) nur fünf Lieder mit zusammen etwa 28 Minütchen Spielzeit übrig bleiben, dann ist das einfach etwas mager.

Immerhin überzeugt diese Handvoll Stücke endlich wieder mit all den Markenzeichen, für die SAINT VITUS geschätzt und geliebt werden: Scott „Wino“ Weinrich legt seine charismatische, knarzig-desillusionierte Stimme nach zwei Jahrzehnten Abwesenheit und vergnüglichen Zwischenspielen mit etlichen anderen Bands beziehungsweise Solo-Projekten nun auch auf Platte wieder über das effektbeladene, trockene Gitarrenspiel Dave Chandlers, die Rhythmusfraktion – Mark Adams am Bass und Stöckeschwinger Henry Vasquez – schleppt das Ganze vorwärts; wie zwei Soldaten die ihre verwundeten, vor Schmerzen stöhnenden Kameraden unter Mobilisierung ihrer letzten Kräfte aus dem Kampfgeschehen ziehen. Das schwere „Let Them Fall“ mit seinem prägnanten Refrain öffnet die Türe, „Bleeding Ground“ doomt zunächst lässig vor sich hin, bevor es mit dem flotteren letzten Drittel überrascht. Das schnörkellos nach vorne rockende, bereits von der 7-Zoll-Single bekannte „Blessed Night“ ist die lebendigste Nummer und besitzt damit wohl auch das größte Hit-Potential. Nach dieser relativ eingängigen ersten Hälfte wird es mit dem trübsinnigen „Waste Of Time“ und dem schwer effektbeladen-psychedelischen „Dependance“ dann etwas abgedrehter und driftet mit der bereits angesprochenen Feedback-Orgie „Withdrawal“ vollends in jene Tiefen ab, in die „heftige Downer“ – Zitat Wino – wie das den zunächst kryptischen Titel gebende „Lillie: F-65“ entführen.

Die Qualität des wenigen neuen Materials ist unbestreitbar vorhanden, das Album muss sich vor seinen Vorgängern und selbst vor einem „Born Too Late“ nicht verstecken. Doch in quantitativer Hinsicht wird „Lillie: F-65“ die nagende Sucht der seit vielen, vielen Jahren nach neuem SAINT VITUS-Stoff lechzenden Doom-Jünger nicht lange befriedigen können, dafür hätte es sicherlich ein oder zwei Stücke mehr gebraucht. Die alten Herren können es tatsächlich noch, aber hat die Puste nicht für mehr gereicht?

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30.03.2012

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2 Kommentare zu Saint Vitus - Lillie: F-65

  1. Frank sagt:

    Die Kritik an der Spielzeit ist absolut gerechtfertigt.Solch kurze Alben sollten inzwischen fairerweise als E.P. zum Midprice verkauft werden.Am Ende steht die neue Scheibe dann aber doch wieder wie Blei für 18 € (oder mehr) in den Läden.Für etwa das gleiche Geld bekommt man z.B. von U.F.O. oder MSG ein 5 CD Boxset (The Chrysalis Years).

  2. Fido sagt:

    Von der Spielzeit mal abgesehen, können mich auch die fünf „richtigen“ Songs nicht so recht überzeugen, auch wenn Weinrich natürlich einer der charismatischsten Sänger der Szene ist. Im Doomsektor gibt es inzwischen sehr viele Bands, die sowohl spieltechnisch (Chandlers Soli sind nach wie vor eine Katastrophe), als auch vom Feeling her überzeugender sind.

    5/10