Wer eigene Lieder schreibt, ist für gewöhnlich um Abwechslung bemüht. Vielen fehlt jedoch die Phantasie oder sie scheitern bei der Umsetzung ihrer Ideen. Bei SAINT[THE]SINNER hingegen, einer jungen, sechsköpfigen Band aus Bournemouth im Süden Englands, zählen Einfallsreichtum und Handwerk zu den großen Stärken. Ihre aktuelle 6-Track-EP „Masquerades“ liefert den lautstarken Beweis dafür und zeigt in leider nur 21 Minuten, wie Post-Hardcore im Jahr 2015 klingen muss.
Mit „Theatre Of Broken Dreams“ schießen SAINT[THE]SINNER gleich zum Start ihren schärfsten Pfeil aus dem Köcher namens „Masquerades“ ab. Besser kann man Aggressivität kaum mit süchtig machenden Ohrwurm-Melodien verbinden. Die Gruppe jongliert geradezu mit Laut/Leise-Dynamik und fegt mit einem unwiderstehlichen Drive aus den Boxen. Sofort fällt der Gesang äußerst positiv auf: James Patrick hat eine tolle Stimme mit einer angenehmen Klangfarbe. Sein Klargesang harmoniert perfekt mit Luke Juans Geschrei.
Überhaupt ist die auf „Masquerades“ gebotene Tightness ein weiterer Trumpf von SAINT[THE]SINNER. Das betrifft sowohl das Klampfen-Duo Pash Stratton/Billy Muircroft (das sein Können in Zukunft gerne ausführlicher zeigen darf) als auch die Rhythmussektion. Die geschmeidige Wut in „Left For Dead“ fasziniert so sehr wegen des Grooves von Bassist Mark Braye und Schlagwerker James Booth. Vor allem Letzterer ist ein richtiges Tier! Das folgende „She’s A Vampire“ kommt als kompakter Kraftbolzen mit irrwitziger Melodie daher, also quasi als kleiner Bruder des Openers „Theatre Of Broken Dreams“. Unbedingt erwähnen muss man ebenfalls das abschließende „Asylum“, das mit dem Einsatz des Gesangs nach ca. 30 Sekunden richtig brutal wird. Hier zeigt sich noch einmal eindrucksvoll die Kreativität von SAINT[THE]SINNER: Das Break in der Mitte besteht aus einer Telefonnachricht! Danach geht es ohne Reibungsverlust mit voller Power weiter. Packend!
„Masquerades“ bietet sechs bärenstarke Songs (die übrigens alle einen „richtigen“ Schluss haben und nicht durch Fadeouts kaputtgemacht werden), ein stimmiges Gesamtpaket aus Musik, Texten über die Schwierigkeiten des Zusammenlebens, Atmosphäre und Kunst respektive Artwork. Klasse!
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