Saille - V

Review

Galerie mit 15 Bildern: Saille - MetalDays 2018

Die spanisch-niederländisch-belgische Band SAILLE (ausgesprochen sahl-yeh) hat sich schon recht frühzeitig nach ihrer Gründung 2009 einen Namen im Untergrund machen können. Das liegt vor allem an dem kompromisslosen Symphonic Black Metal der ersten beiden Alben. Denn damit haben sie bewiesen, dass man – anders als DIMMU BORGIR – ein 100-köpfiges Orchester braucht.

Symphonien im Wandel

Über die Jahre hinweg hat sich ihr Stil mehr in Richtung Melodic Black Metal mit Symphonic-Einschlägen hinbewegt. Das tat aber dem Hörspaß keinen Abrieb. Ganz im Gegenteil, präsentierten sie sich dadurch vielschichtiger und düsterer.

Mit ihrem neuen Album – ganz simpel „V“ genannt – wagen SAILLE anscheinend eine Art Neuanfang. Keine Angst, der Black Metal ist geblieben. Doch sie präsentieren sich nun in einem anderen Licht: Neues, vereinfachtes Bandlogo, anderes Cover-Design und nicht ganz so minimal veränderter Sound.

Spurwechsel auf Album Nummer „V“

Denn auf „V“ gehen die symphonischen Elemente nun vollständig zurück. Auch den bisher bekannten Melodiebögen kehren SAILLE hier nun den Rücken zu. Vielmehr lassen sie auf „V“ wesentlich mehr Raum für aggressive Härte. Ja, man kann fast sagen, dass sie sich nun dem Blackened Death Metal zugewandt haben.

Statt aber einfach mit BEHEMOTH-artigen Soundwänden aufzufahren, garnieren SAILLE das Ganze mit progressiven Elementen der vergangenen Alben. So wird der Opener „Suffering Sanctuary“ zu einem düster-miasmischen Triptychon, das von Hieronymus Bosch entworfen sein könnte.

Die neugewonnene Härte von SAILLE

Wer hier den Blastbeat vermisst, kann sich auf Songs wie „Fetid Flesh“, „Empty Expanse“ oder „Loathsome Legacy“ freuen, die wesentlich stärker in die Richtung BEHEMOTH und ja, sogar ein bisschen BELPHEGOR gehen. Dass SAILLE bei all der neugewonnenen Härte nicht ihre melodischen Wurzeln aus den Augen verloren haben, beweisen sie aber immer wieder mit Stücken wie „Charnel Chamber“, das Melodie und kalte Härte wunderbar kombiniert.

Sogar Elemente des Gore finden hin und wieder Eingang in den neu geschaffenen Klangkosmos. So zum Beispiel auf dem herrlich grantigen „Baleful Beauty“. Das mehr als fantastische Finale, „Mirror Motions“, kombiniert die besten Elemente des Melodic Death Metals mit gnadenlosem Black Metal. Hier präsentiert die Band sogar beeindruckenden Klargesang.

Neuer Start – Neues Glück?

SAILLE präsentieren sich auf „V“ nicht nur erstmalig mit neuem Line-up (Sänger Jesse Peetoom und Gitarrist Kasky Svart sind seit 2019 dabei). Nein, sie haben sich auch komplett neu definiert. Man kann fast sagen, dass sich SAILLE fast vollständig vom ehemaligen DIMMU BORGIR-Aspiranten hin zum würdigen BEHEMOTH-Konkurrenten gewandelt haben. Natürlich kommen sie da noch nicht ganz ran und die Lücke zwischen beiden Bands ist noch viel zu groß.

Auch erfinden SAILLE den Blackened Death Metal nicht vollkommen neu. Doch das Album überzeugt dennoch und liefert einen mehr als gekonnten und vor allem überraschenden Einstieg in dieses Genre. Bleibt nur die Frage offen, ob SAILLE damit nicht eine eingeschworene Fanbase vor den Kopf stoßen. Schließlich gibt es leider viel zu wenige gute Symphonic-Black-Metal-Bands, die als Nachfolger von EMPEROR und DIMMU BORGIR gehandelt werden könnten.

Text: Tim Otterbeck

12.04.2021

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10 Kommentare zu Saille - V

  1. nili68 sagt:

    Total geil, wie auch schon auf dem Vorgänger „Gnosis“. Nichts Neues, aber superb umgesetzt.. und es gibt bessere Symphonic-Black-Metal-Bands als DIMMU BORGIR oder EMPEROR. ANOREXIA NERVOSA oder MEPHORASH zum Beispiel, um nur einige zu nennen..
    9 Punkte für das Lied.

  2. Watutinki sagt:

    Mein Fall ist das nicht so. Die Produktion klingt extrem „harmlos“, ziemlich lasch und die Musik hat finde ich nichts besonderes, hat man schon tausend Mal woanders gehört. Tendentiell ne 6, aber keine Wertung, da ich nur den einen Song kenne.

  3. nili68 sagt:

    Du immer mit deiner Produktion. Who gives a shit? Sorry, war zu lange auf Youtube.. 😉

  4. motley_gue sagt:

    Watu: für Leute wie Dich hat uns der liebe Gott billige Kopfhörer geschenkt – die machen jede verschwenderisch teure Produktion zu einem Lo-Fi-Hörgenuss für Puristen. Am besten solche retro-Werbegeschenksteile von der Bank aus den 80ern. Ich schwöre Dir: kein Bass, kaum Höhen, fast nur Mitten!!! Ein Gedicht. 👌

    Der Song ist sehr cool übrigens! Ich stelle zunehmend eine auffallend große Übereinstimmung mit Nili fest.

  5. Watutinki sagt:

    Ich werde es mal ausprobieren! ;))

  6. cocs sagt:

    habe mir das ganze Album mal angehört, in der Tat ist der hier vorgestellte Song noch das beste, mir ist das zuviel Belphegor, die Vocals haben keinen Wiedererkennungscharakter, für mich wirkt Symphonic Metal sowieso immer überproduziert

  7. nili68 sagt:

    Ja, man hätte das eher als Symphonic Black (whatever) Metal kategorisieren sollen. Dass das nichts für die ganz Orthodoxen ist, ist nachvollziehbar und hätte vermieden werden können..

  8. nili68 sagt:

    ..und ja, cocs hat schon recht, dass der Song hier tatsächlich das Highlight des Albums ist. Vorher reinhören vor’m möglichen Erwerb ist schon angeraten. Mir persönlich ist das über die ganze Spielzeit auch schon fast ’ne Spur zu Death Metal-lastig (Belphegor). Auf eine Note will ich mich noch nicht festlegen.

  9. cocs sagt:

    das mir mal auf einen Nenner kommen ;)),

  10. Hail Grishnakh sagt:

    Ist für meinen Geschmack auch eher ein laues Lüftchen als ein Tornado. Wenn ich Black/Death lese denk ich an Akercocke oder Archgoat und nicht an symphonic wasauchimmer.
    Auch im Vergleich mit Emperor wirkt das eher Handzahm und glatt, ohne Ecken und Kanten. Mit den sieben Punkten sind die noch echt gut bedient, besonders wenn das wohl auch der stärkste Song der Scheibe ist.