Saille - Irreversible Decay

Review

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Symphonischer Black Metal via Code 666 Records? Mit der Veröffentlichung des Debuts der Belgier SAILLE hat sich das renommierte Label (u.a. NEGURA BUNGET, FEN) allem Anschein nach wohl tatsächlich auf eine vollkommene Geschmackssünde eingelassen. Symphonischer Black Metal ist in den meisten Fällen zu einem Schlammpfuhl von Kitsch und allenfalls mäßiger Spielfertigkeit verkommen. Dass Code 666 mit SAILLE einen strategisch äußerst sinnvollen Zug getätigt hat, zeigt sich jedoch schnell, wenn man sich „Irreversible Decay“ anhört. Die Belgier interpretieren das Genre nämlich auf eine einfühlsame und handwerkliche Art.

„Handwerklich“ will hier heißen, dass SAILLE billigen Tastenexzessen, Filmmusik-Verschnitten und anderem Blödsinn keine Zeit widmen, sondern sich auf wenige, sorgfältig auskomponierte Instrumentalkonstellationen verlassen. So finden auf dem Album ein Flügelhorn, Violinen und ein Cello ihren Einsatz, und ich rede hier von echten Instrumenten, welche die Musik als eigenständige Elemente enorm bereichern. Die klassischen Einflüsse sind hier nicht bloße Zierde, sie sind integraler Bestandteil des musikalischen Ganzen.

Den Grundstein von „Irreversible Decay“ bildet jedoch feinster, melodischer Black Metal, der streckenweise stark an EMPEROR, die ersten beiden DISSECTION-Alben oder auch frühere KEEP OF KALESSIN erinnert. Dabei gehen SAILLE äußerst beherzt zu Werke, schlagen mit majestätischen Leadgitarren, raffinierten Tempowechseln und packendend inszenierten Höhepunkten nur so um sich. Ich muss sagen, ich habe selten ein Debut gehört, das eine solche strahlende Dynmaik versprüht hat. Songs wie das überaus verspielte „Plaigh Allais“ oder die triumphal anschwellende „Maere“ sorgen mit ihren ausdrucksstarken Höhepunkten und ihrer reibungslosen Verspieltheit für großen Hörgenuss. Mit „The Orion Prophecy“ stellen SAILLE ihr gutes Näschen für Tempoumschwünge besonders eindrucksvoll zur Schau und entzücken mit einem Wechselspiel von zerfahrenen Riffs und zielstrebigen, markanten Melodiebögen.

„Irreversible Decay“ ist ein Album, das man gehört haben muss, um es sich vorstellen zu können. So unverfälscht, selbstbewusst und überzeugend ist schon längere Zeit kein symphonischer Black Metal durch meine Gehörgänge gezischt. „Irreversible Decay“ ist ein Feuerwerk spielerischer Eleganz und steckt voller Liebe zum Detail. Ein verdammt starker Erstling!

15.02.2011

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