Für SAHG haben T. C. King, Basser bei den dauerinhaftierten GORGOROTH, der ehemalige Drummer eben jener und ein paar bei anderen namhafteren Norwegern tätige Kumpels ihre alten BLACK-SABBATH- und CATHEDRAL-Platten rausgekramt. Die haben vermutlich ihre Jugend (ebenso wie die meinige) geprägt, ihr Stil ist ihnen unauslöschlich in Fleisch und Blut übergegangen mit jeder Plattendrehung, die diese Klassiker in diversen Bergener Jugendzimmern vollführt haben. Dann haben sich die Jungs im Proberaum eingeschlossen, ihren Gitarren die, wie der Gitarrenhändler meines Vertrauens immer zu sagen pflegt, „kabulösen“ Saiten (eine Mischung aus kabelartig und nebulös…) verpasst, sie ein paar Halbtöne tiefer gestimmt und losgelegt.
Heraus gekommen ist ein wirklich schönes, verstaubtes und authentisches Doom-Album, das die Ohrwurm-Riffs der frühen BLACK SABBATH, das drogengeschwängerte Ambiente der 90er-Jahre-CATHEDRAL und die bestechenden Akustikparts des SOLSTICE-Albums „New Dark Age“ kombiniert. Die Stücke sind mit viel Ruhe und Fingerspitzengefühl engagiert, weder zu spartanisch noch überladen, das Schlagzeug akzentuiert angenehm und schlicht. Wo die Gitarren und der Bass den schweren Unter- und getragene Streicher den Mittelbau liefern, versucht der Sänger, unterstützt von reichlich (überreichlich?) Vocoder, etwas Distortion, Hall und eventuell sogar ein bisschen Autotuner, den Stücken Hängenbleiber-Qualitäten zu verpassen. Zwar sind die Gesangslinien bisweilen virtuos und auf jeden Fall merk-würdig, an stimmlicher Fülle und Gewalt fehlt es zu Ozzy oder Lee Barrett dann aber doch noch ein Stück.
Erfreulich an SAHGs Debut ist, dass es so schlicht und wahrhaftig ist, wie der Titel verspricht. Sicher sind nicht alle Stücke die ultimativen Killer, der Opener „Repent“ mit seinen beschwörenden Synthesizern und Akustikgitarren, das folgende, von hocheffektiv rockenden Riffs getragene „The Executioner“ oder „Godless Faith“, das durch bleierne, wuchtige Schwere und beschwingte BLIND-GUARDIAN-Leadgitarren überzeugt, kommen allerdings diesem Prädikat schon sehr nah. An der gelungenen Produktion lässt sich auch nichts aussetzen.
Wer hätte gedacht, dass gerade die Musiker, die oft als die „truesten“ Black-Metal-Götter hingestellt werden, so eine gelöste Platte zu Stande bringen, die von ihren Hauptbeschäftigungen nicht weiter entfernt sein könnte. Ich bezweifle sogar, dass BLACK SABBATH auf ihrem nächsten Album, wenn es eines Tages Wirklichkeit werden sollte, dieses Niveau halten können. Andererseits müssen sie auch niemandem mehr etwas beweisen – SAHG sollten mit ihrer nächsten Platte allerdings beweisen, dass sie noch ein Stück zwingender sein könnten. Dann wären sie im internationalen Doom-Vergleich ganz oben dabei.
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