Saga - Sagacity

Review

Galerie mit 20 Bildern: Saga – live in Köln, 03.11.2017

Das einundzwanzigste Album der kanadischen Prog-Rock-Institution SAGA bringt wieder alle Trademarks mit, die Fans erwarten können und eigentlich auch lieben. „Sagacity“ ist zwar das erste Album mit Drummer Mike Thorne, aber die Marschroute und auch die prägenden Momente liefern diejenigen, die schon immer bei SAGA das Sagen hatten: Das ist Sänger Michael Sadler, der einfach nicht zu ersetzen ist, und die Sounds und die Kompositionen, die Sadler zusammen mit den Crichton-Brüdern ausgearbeitet hat, orientieren sich an den letzten einundzwanzig Jahren (die sich wiederum, das muss der Vollständigkeit halber gesagt werden, an den Jahren zuvor orientierten). Wer „Network“, „Trust“, „10,000 Days“ oder das Vorgängerwerk „20/20“ im Ohr hat, wird sich auf „Sagacity“ sofort zurechtfinden.

Da gibt es prägnante Melodielinien, gewitzte Keyboard-/Gitarren-Duelle, die Gitarre ist wie immer seit 1987 nach vorne gemischt, und Keyboarder Jim Gilmour darf gleich bei anderthalb Songs den Leadgesang übernehmen („It Doesn’t Matter (Who You Are)“ und „Press 9“). Außerdem geben sich SAGA beim Track „Wake Up“ mit seinen pluckernden Synthesizern moderat modern – remember „Pleasure & The Pain“.

Allzu progressiv ist „Sagacity“ hingegen nicht ausgefallen: Wer auf einen kompromisslosen Song vom Schlage „Corkentellis“ hofft, wird enttäuscht. Und auch sonst kommt das Dutzend neuer Songs ohne absoluten Höhepunkt aus: Der Opener „Let It Slide“, „Luck“ und „Vital Signs“ sind gute Stücke, und man summt nach Hören des Albums die eine oder andere Melodie mit. Aber man wartet eben doch vergeblich auf das Aha-Erlebnis. Oder die eindeutige Marschrichtung: SAGA hätten sich auf neun Lieder konzentrieren sollen anstatt ihre Ideen auf das Dutzend Stücke zu verteilen, das es nun auf „Sagacity“ geschafft hat.

Im Vergleich zum direkten Vorgänger „20/20“ hat man das Gefühl, dass sich dort die kompletteren Songs wiederfinden, und der Vergleich zu den Klassikern in der Banddiskographie ist eher ernüchternd. Gewiss ist „Sagacity“ kein schlechtes SAGA-Album, aber eben auch kein richtig gutes. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass SAGA regelmäßig durch unsere Breiten touren (wenngleich das erst jüngst der Fall gewesen ist) und zumindest dort nicht enttäuschen. Nur darf man sich fragen, welche Lieder von „Sagacity“ es dann in das Liveset schaffen werden.

08.08.2014

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Saga - Sagacity

  1. MetalGerhardt sagt:

    Huch, was ist da denn passiert? Seit „Trust“ hatte die Band bei mir einen Lauf, auch die Rückkehr von Sadler fiel souverän aus, doch „Sagacity“ funktioniert leider überhaupt nicht. Hier gibt es einen austauschbaren Song nach dem anderen; die meisten davon auch noch in Radiolänge. Das Wort progressiv hat hier überhaupt nichts mehr verloren, denn auf „Sagacity“ machen die Herren wirklich nur langweiligen, kitschigen (Pop)Rock. Solch uninspiriertes Material gab es seit den 90ern nicht mehr von Saga zu hören. Schade, denn abgesehen von der Akustikscheibe „Symmetry“ ist dies das bis heute letzte Album der Band und ein würdiger Abschluss einer solch umfangreichen Diskographie klingt echt anders!

    4/10