„Das war’s wohl“ waren die letzten Worte Michael Sadlers nach Abschluss seiner Gesangsaufnahmen zum aktuellen und letzten SAGA-Album mit dem charismatischen Sänger. „Ja, vermutlich…“ antwortete ihm Bassist Jim Crichton, dann war Schweigen…
Stille gibt es auf „10.000 Days“ allerdings keine, eher gewohnte SAGA-Kost, wie man sie von der Band kennt und mag. Zwar muss bereits an dieser Stelle eindeutig gesagt werden, dass sie ihr letztes (und meiner Meinung nach absolutes Top-) Album „Trust“ nicht mehr toppen konnten, aber dennoch ist „10.000 Days“ alles andere als eine schwache Leistung geworden.
Nach wie vor gibt es die üblichen und typischen SAGA-Trademarks, die jeder, der die Band kennt und liebt, erwartet und hören möchte. Im Ganzen gesehen klingt die Scheibe etwas gradliniger als noch „Trust“, was sich besonders in den nicht ganz so zwingenden und auch mitunter zurückhaltenden Parts und Refrains bemerkbar macht. Man könnte sagen, dass „10.000 Days“ etwas mehr als ein solides SAGA-Album geworden ist, jedoch von einem Meisterwerk nicht einmal im Ansatz gesprochen werden sollte. Zwar hat sicherlich niemand ein solches erwartet, aber etwas mehr hätte es dann letztendlich nach meinem Geschmack ruhig sein dürfen.
Mir fehlen ein wenig die ganz großen Momente, die sich in all den Jahren bei SAGA besonders in den vorzüglichen Gesangsmelodien bemerkbar gemacht haben, die in Kombination mit der verspielt atmosphärischen Musik ein Höchstmaß an Qualität wiedergegeben haben.
SAGA verstanden es schon immer, spielerischen Anspruch mit eingängigen Melodien so zu verknüpfen, dass trotzdem ein gut nachvollziehbares Resultat entsteht. Melodien, die direkt ins Ohr gehen und zudem Musik, der man immer wieder anhören kann, dass sie definitiv nicht von 08/15-Musikern stammt. Auch auf „10.000 Days“ schaffen die Kanadier wieder diesen Spagat, erlangen aber einfach nicht ganz die Klasse ihrer großen musikalischen Glanztaten aus der Vergangenheit.
10.000 Tage sind in etwa 30 Jahre und SAGA haben trotz aller Kritik mit diesem Album nach so langer Zeit einen würdigen Abschluss geschaffen. Ob es überhaupt mit der Band ohne ihren äußerst charismatischen Sänger weitergeht, steht momentan in den Sternen, aber bis es Gewissheit gibt, hat jeder genug Zeit, sich mit den teilweise wirklich vorzüglichen Alben der Band auseinanderzusetzen. Die einen zum Kennen lernen (bitte mit den ersten drei bis fünf Alben sowie „Trust“ beginnen) und die anderen zum auffrischen und weiterlieben.
10.000 Tage Spaß an der Musik. So soll es sein! Ich ziehe meinen Hut vor dieser Band als Ganzes und auch vor jedem einzelnen Musiker. Besonders Ausnahmegitarrist Ian Chrichton hat, für mich vollkommen unverständlich, leider nie die Anerkennung erhalten, die ihm gebührt. Wer diesen Virtuosen einmal live erlebt hat, weiß wovon ich spreche. Dieser Mann geht mit seinem Instrument um, wie Casanova mit einer Frau im Bett. Schlichtweg einmalig!
Auf Wiederhören Michael Sadler. Danke SAGA, für rund 30 Jahre gute Musik.
Dass eine Band nach 30 Jahren Bestehen die besseren Alben herausbringt, als früher, ist auch eher eine Seltenheit. Für meinen Geschmack machen Saga aber genau dies. Wie schon auf dem Vorgänger „Trust“, gefallen sie mir auf „10.000 Days“ größtenteils besser, als früher. Dass die Refrains nicht alle so zünden, stimmt zwar, doch so ging es mir mit den Songs der Gruppe oftmals und deshalb wiegt das für mich gar nicht so schwer. Was mir hingegen wirklich gut gefällt, ist die Tatsache, dass bei einer durchschnittlichen Laufzeit pro Song von über fünf Minuten, die instrumentalen Parts viel Raum spendiert bekommen. So wirkt das Ganze gleich deutlich progressiver, als zuvor. In der Mitte des Albums kommt dann sogar noch überraschend ein recht langer, rein instrumentaler Song daher, der wirklich gut gelungen ist. So wird es am Ende vielleicht doch noch etwas mit Saga und mir, denn dass danach noch nicht Schluss war, ist ja mittlerweile bekannt!