„War da noch was? Ich wollte doch noch was erledigen! Müll raus bringen? Nein, schon getan. Auto waschen? Nee… Badezimmer schrubben… auch nicht. Vielleicht das Aquarium reinigen? Mit dem Hund raus? Nee, der war schon Pipi… ach ja, ich hab ja noch ne eigene Band, mit der ich mal was aufnehmen könnte!“ denkt Herr Steve D. bei sich und holzt „Out For Blood“ ein.
So oder anders wird’s gelaufen sein. Denn es ist schon sage und schreibe 9 Jahre seit dem oftmals unterschätzten „Elements Of Anger“ her, dass SADUS ein Album unters Volk gebracht haben. In der Zwischenzeit hat Steve DiGiorgio mit seinem Bass bekanntlich in einer ganzen Hundertschaft Bands herumgehurt. Umso schöner, dass jetzt wieder die kultige Urkapelle einige Aufmerksamkeit erhält.
Für eilige Leser: Es ist ein fieses und knallhartes Brett geworden! Gehet hin und kauft es!
Zwar ist es nicht so progressiv oder sagen wir experimentell ausgefallen wie der Vorgänger, doch mangelt es „Out For Blood“ nicht im Geringsten an Komplexität. Und doch – die Aggression und affenartige Geschwindigkeit werden, wohl in Erinnerung an glorreiche Tage, wieder ganz groß geschrieben.
Leider geht dem breaklastigen TechnoThrash auf den ersten Hör aber die Griffigkeit alter Attacken ab, die „Illusions“ bzw. „Chemical Exposure“ und auch das im Vergleich zu vorgenannten(m) Alben/um ausgereiftere „A Vision Of Misery“ auszeichneten.
Dieses Mal muss man sich die Platte ein paar Male öfter zu Gemüte führen, denn sie erschließt sich einfach nicht ganz so mühelos, dass sich sofort ein Ohrwürmchen entpuppen würde. Dazu ist sie zu abgepfiffen, zu eigenwillig, sperrig und eigenständig. Dass SADUS mit gleich zwei Titeln, nämlich „Freak“ und „Crazy“ ihren Gemütszustand benennen, den sie wohl stets beim Songwriting haben, nimmt da genauso wenig wunder, wie die Tatsache, dass sie selbstverständlich technisch so überhaupt nichts anbrennen lassen.
Doch irgendwann können die Refrains von vertonter Raserei wie „In The Name Of…“, „No More“ und „Sick“ greifen und die Platte wird wertvoll wie ein kleines Steak.
Frönt man größtenteils der alten Schule, hat man mit „Down“ eine modernere Nummer am Start, die dafür aber mächtig eingängig ist und live zum nackenbrechenden Abräumer werden dürfte. Komisch, SLAYER hingegen versemmeln das meiste Zeug, in das sie moderne Einflüsse packen! Bezeichnend! Und EXODUS können spätestens nach dem brutalen Titeltrack „Out For Blood“ einpacken.
Alle alten SADUS Trademarks sind auf einem jedem Song enthalten, doch hat die Band es unzweifelhaft geschafft, sich nunmehr reifer und erwachsener zu präsentieren.
Selbstredend ist Steve DiGiorgios kranke fretless/fretted Bassarbeit mal wieder eine Welt für sich. Da mag man angesichts der Pics im Booklet denken: „Seit wann spielt der Mann denn jetzt einen Webstuhl?“ Nun, das ist einfach ein Bass mit einem bundiertem und einem unbundiertem Griffbrett.
Also ein Ding, das nur was für dreckige Poser oder eben echte Könner ist. DiGiorgio hingegen ist ein Künstler!Hier wird der Bass auch produktionstechnisch nicht nur als sonischer Verdichter verstanden, der lediglich dazu dient, dem Sound mehr Tiefe zu verleihen. Er ist völlig gleichberechtigt. Naja, man könnte allerdings monieren, dass er an einigen Stellen sogar etwas dominant wirkt. Aber das präsentiert DiGiorgios Fingerfertigkeit umso besser.Ein paar Bass-G-Punkte gefällig? Gebrabbel, Geknacke, Gebrumme, Geknatter, Geblubber, Geballer und Gewichse! Dazu ist der Herr noch für die abgedrehten Synthieklänge zuständig, die den Sound erst so richtig fies machen. Doch bei aller Verehrung, die dem Bassteufel zuteil werden mag, darf man nicht vergessen, dass da noch zwei andere nicht minder bekloppte Mucker in der Band sind, ohne die SADUS nicht eben dasselbe wären. Das songdienliches Powerdrumming von Trommelungeheuer Jon Allen, der akzentuiert die Songs zu strukturieren und gleichzeitig nach vorne zu peitschen weiß, ist über jeglichem Zweifel erhaben.
Und zu Darren Travis, der neben astreiner Klampfenshredderei sein unverwechselbares Supergekeife loslässt: Es gibt nur wenige Irre, die so viehisch ins Mikro keifen können, dass es einem derart angst und bange wird. Erst kommt da mal Brett Hoffmann, dann lange Zeit nichts und dann eben Travis.
Bei dem abschließenden „Crazy“ hat man dem Guten dann auch noch Chuck Billy von TESTAMENT zur Seite gestellt, der einmal mehr beweist, dass er nicht nur zu den besten Thrash Shoutern zählt, sondern auch zur Elite der Death Grunzer (das Billy/Travis/DiGiorgio Sideproject SUICIDE SHIFT kann nur funktionieren, Leute!).
Dabei macht „Crazy“ seinem Namen alle Ehre und ist einer der besten Rausschmeißer der letzten Jahre. In der Form sollten die Jungs ihren Kultstatus weiter ausbauen können.
Welcome back, SADUDES!
Könntet ihr hier mal ein Review zu swallowed in black nachreichen?
Ein Album das jeder der etwas mit thrash, ach was,metal zu tun hat kennen sollte und sträflich unterbewertet ist.
Zumindest meine Meinung.