„Hyaena“ zeigt, dass es richtig war, SADIST nicht komplett abzuschreiben. Auch wenn die Italiener ihre alten Großtaten nicht wirklich erreichen, so machen sie doch mit „Hyaena“ ihr Machwerk „Lego“ fast unvergessen. Es knarzt wieder am Bass, die Finger flitzen hektisch aber überlegt über das Griffbrett und symphonische Wölkchen legen sich sanft über das angepisste Gekreische von Trevor. Die Versuche, sich dem Ursprungsort des Tieres im Titel zu nähern, sind nicht gänzlich geglückt. So richtig nach Savanne oder Wildnis klingt „Hyaena“ nicht, aber auch nicht wirklich nach zwei Wochen All-inclusive-Afrika über Neckermann, lediglich „Eternal Enemies“ widmet sich vorbildlich dem selbstauferlegten losen Konzept.
Und spätestens, wenn bei „The Lonely Mountain“ der Bass von aggro auf smoothie wechselt und sich ein elegisches Gitarrensolo über den sexy Sound legt, zeigen SADIST ihre eigentliche Stärke. Die liegt nicht unbedingt im Gesang, der stellenweise einfach etwas zu krampfig und (italienisch) theatralisch klingt. Punkten können die Herren mit Fingerfertigkeit, (verstaubtem) Wagemut, dem sinnvollen Verknüpfen von eigentlich nicht passenden Tempowechsel und der dadurch entstehenden Homogenität von unterschiedlichen Stilen und Stimmungen. Der Sound auf „Hyaena“ ist etwas flach gehalten und auch die Keyboards klingen nicht wirklich modern, sondern eher altbacken und fast kirchlich.
„Bouki“ ist, selbst mit dem Background von SADIST, ein mutiger und gleichermaßen seltsamer Metalsong. Irgendwo zwischen SIGH und Super Mario Brothers setzen sich SADIST zwischen alle Stühle. Infantile Keyboardsounds hüpfen einäugig launig in den Raum, der knurrende Bass und das beinharte Schlagzeug geben großflächig Rückendeckung, bis angriffslustiger Gesang und heimtückische Riffs das Kommando übernehmen. „Scavenger and Thief“ folgt einem ähnlichen Muster, trumpft aber zusätzlich noch mit einer Schippe mehr pompösem Tastenprunk auf. „Gadawan Kura“ verzichtet komplett auf Gesang und verbreitet massive progressive Stimmung. Ein heftiger Bruch in „Hyaena“, den einige begrüßen und andere hastig skippen werden. „Hyaena“ mag fünf Durchläufe überstehen, spätestens dann ist man aber durch mit der Reise und die Fassade bröckelt relativ schnell. Handwerkliches Können ist nicht alles und das alleine kann nicht fesseln. Es gibt einen Haufen anderer Bands, die deutlich mitreißender musizieren und mindestens genauso begabt sind, wie SADIST.
Beweisen muss das Quartett eigentlich nichts mehr, von daher ist eine solche Einstellung, irgendwo zwischen gleichgültig und unverhältnismäßig, eigentlich nachvollziehbar. Die Gitarrensoli erinnern erschreckend oft an alte TKKG-Hörspiele, was also zumindest eine gewisse Retrospektive im Sound dokumentiert und eventuelle vorherige Moll-Töne und dunkle Atmosphären immer wieder in Richtung harmlos zieht. „Hyaena“ von SADIST deckt von scheiße bis spitze alles ab, kommt schlicht auf den Blickwinkel und die Tagesform an. Den Fauxpas „Lego“ haben SADIST aber mehr als wett gemacht, nur knallt die Scheibe leider nicht so richtig, und trotz einiger überdurchschnittlich bemerkenswerten Momente bleibt relativ wenig hängen.
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