SadDoLLs - Grave Party

Review

Goth-Rocker aufgepasst! Eben noch von der neuen DEATHSTARS-Platte „The Perfect Cult“ verzaubern lassen, kommen die SADDOLLS mit ihrem dritten Album „Grave Party“ um die Ecke. Zugegeben, ein Blick auf das Cover-Artwork, das irgendwo zwischen kitschig und albern zu verorten ist, schreckt ab. Der plumpe Albumtitel, geschweige der Bandnamen an sich, zieht den Karren auch nicht wirklich aus dem Dreck. Erster Eindruck: Junge Truppe, die ihren pubertären Geschmacksverirrungen freien Lauf gelassen hat…

Doch weit gefehlt. Schon mit ihrer ersten Single-Auskopplung „Lady Cry“ tritt der Fünfer aus Athen den Beweis an, dass ein enormes Gespür für Hits vorhanden ist (und das trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund von Keyboard-Zwischenspielen, die zwischenzeitlich gar an „Coco Jambo“ von Dancefloor-König MR. PRESIDENT zu erinnern vermögen). Die Einflüsse, genauer gesagt Vorbilder, auf „Grave Party“ lassen sich nicht von der Hand weisen. So scheint es kein Zufall zu sein, dass mit Skinny Disco (DEATHSTARS) prominente Unterstützung für „Terminate Me“ an Bord geholt wurde. Völlig ungeniert wird sich für „Angels (Making Love In The Dark)“ fast schon dreist bei der finnischen Szene-Institution THE 69 EYES bedient, so staubig düster groovt das Stück aus der heimischen Anlage. „On The Road 66“ wiegt sich dagegen schwer in schleppender Melancholie, bekannt von den bayerischen Vertretern LACRIMAS PROFUNDERE. Doch auch vor etwas härteren Riffs („Creeping Skies“,“Dancing Shadows“) der Marke GOTHMINISTER scheuen sich die Griechen nicht. Bis auf den mitunter ziemlich ausgeprägten Elektroeinfluss scheint „Grave Party“ also nichts so wirklich eigen zu sein. Das vermeintlich Fatale daran ist: „Grave Party“ macht schlicht und ergreifend Spaß – Abwechslung wird im Rahmen des Möglichen groß geschrieben. Mit „The Last Valentine“ findet sich sogar eine ziemlich schnulzige Herzschmerz-Ballade (inkl. Gesangsduett mit Joanna David) unter den zwölf Tracks. Die Griechen punkten durch simple Melodien, die sich Song für Song tiefer in den Gehörgang fräsen. Nahezu alle Songs zünden direkt, nutzen sich nach einiger Zeit aber auch leider wieder relativ schnell ab. Als Kaltstarter für jede Party schwarzer Ausrichtung aber sicherlich genau das Richtige – ob dem Albumtitel nach auf einem Grab, in der Dorfdisko oder den eigenen vier Wänden, dürfte den SADDOLLS dabei vermutlich relativ egal sein.

03.07.2014

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