Sacrocurse - Unholier Master

Review

Letztes Jahr flatterte mir das Demo von SACROCURSE in die Hand (na gut, es flatterte nicht, es kam auf virtuellen Schwingen dahergeflogen), das mit sieben Punkten schon recht ordentlich abräumen konnte. In der Review zu „Sulphur Blessing“ wurde der Band ein kompromissloser Undergroundsound konstatiert  mit dem Verweis auf die Qualität des Materials, das auch dafür sorgen könnte, dass man mit dem folgenden Longplayer aus ebendiesem herausschielt. SACROCURSE bestätigen meine Vermutung mit ihrem Debüt eindrucksvoll. Zumindest in Hinsicht der Qualität. Inwiefern „Unholier Master“ den Status der Band beeinflusst, wird sich zeigen, doch ein brutal starker Erstling ist das Teil allemal.

Viel geändert hat sich nicht. Könnte man einen Krieg musikalisch gewinnen, hätten SACROCURSE gute Chancen. In den irren Songs verbirgt sich dermaßen viel War Metal, dass Bands wie BESTIAL WARLUST, BLACK WITCHERY und PROCLAMATION freiwillig den Rückzug antreten würden. Das mag überzogen sein, aber nun weiß jeder, wo er SACROCURSE einzuordnen hat. Damit fallen sogleich auch einige potenzielle Hörer durchs Raster, denn es ist eine Sache, extremen Metal zu hören, aber eine ganz andere, sich von einem Mähdrescher auf Speed erst überrollen und dann nackt über ein Kopfsteinpflaster ziehen zu lassen – musikalisch betrachtet. Macht ja auch Spaß, wenn man seinen Death und Black Metal schön roh und blutig mag. So hat sich im Vergleich mit dem Demo kaum etwas am Sound der Stücke geändert, denn auch „Unholier Master“ klingt richtig schön unsauber, will heißen angenehm anachronistisch. Was sich indes gewandelt hat, ist die Stimmbandverwüstung. Inzwischen bestehen SACROCURSE aus zwei Mann: Zolrak Montes (schon bekannt und neben der Gitarre jetzt auch am Mikro aktiv), der auch bei NODENS und UNHOLIER wildert, und LZ (neu an den Kesseln). Die Vocals haben deutlich mehr Hall abbekommen, reihen sich aber selbstredend in die monotone Grundausrichtung ein.

Herrlich, wie nur kurz ein Intro angedeutet und stattdessen direkt losgeballert wird. Andere Bands würden sich hier zunächst in okkulten, akustischen, futuristischen oder sonstigen Klängen ergehen, um Atmosphäre zu schaffen. SACROCURSE stehen nicht so aufs Vorspiel. Dauerfeuer. „Unholier Master“ ist ein überwiegend durchgeknüppeltes Album, das die hohe Geschwindigkeit durch großartige Thrash- (z. B. „All Existence Perishes“) und Groove-Riffs (z. B. „Sepulchral Desolation“ und „Command Demonic Prayers“) auflockert und ständig Soli einstreut, die dem Material eine interessante Paarung aus klassischem Metal und Chaos ergänzen. Ob man das Ergebnis nun Death oder Black Metal nennt, ist recht einerlei. Diabolischer Riff-Minimalismus steht hier im Kontrast zu all den verfrickelten Song-Umwegen, die heutzutage so fabriziert werden – und tritt ihnen zugleich in den Allerwertesten. Wirken andere Songs hermetisch, lassen SACROCURSE das Tor zur Hölle sperrangelweit offen, in die dich zehn Dämonen, getarnt als Musikstücke, mit fieser Energie zerren; darunter drei, die sich schon auf dem Demo befanden („Command Demonic Prayers“, „C.O.N.V.U.L.S.E.“ und „Sulphur Blessing“).

Da man sich erst im Jahr 2012 gegründet hat, sind ein Demo, eine Split-Veröffentlichung mit TRAJETO DE CABRA („A.D.S.B.“, 2013), die allerdings lediglich die vier Demo-Tracks enthält, und ein Studioalbum keine schlechte Ausbeute. Weil die Qualität auch auf Albumlänge (wenn auch zugegebenermaßen nicht überlang) mindestens gehalten wurde und zu konstantem Headbangen anregt, als würde man die Songs unentwegt abnicken, ist „Unholier Master“ ein Volltreffer. Nur eins noch: Auch wenn ich ein klarer Befürworter von Produktionen bin, die dem ursprünglichen Klang huldigen, wünsche ich mir, dass die Gitarren beim nächsten Mal nicht ganz so sehr im Hintergrund agieren. Ansonsten darf es jetzt gern mit ausgiebigem Touren weitergehen.

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27.05.2014

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