Ich möchte behaupten, dass der Markt für „konventionellen“ Gothic Metal mittlerweile völlig erschöpft ist, da das Lostreten der Welle Mitte der 90er Jahre dermassen viele dritt- und viertklassige Bands aus ihren Löchern gescheucht hat, dass sogar der grösste Fan des Genres irgendwann genug davon haben musste. Trotzdem gibt es weiterhin auch ein paar gute Outputs, die die weitere Daseinsberechtigung des Genres rechtfertigen. Sacriversum stehe ich in diesen Belangen aber mit gemischten Gefühlen gegenüber, denn sie haben sowohl ihre positiven als auch ihre negativen Seiten. Den grössten Pluspunkt können die Polen hierbei sicherlich mit dem Gesang von Sängerin Kate ernten. Es ist kein liebliches Gesäusel, kein zerbrechliches Stimmchen, das zum X-ten mal den Kontrast zum grunzenden, männlichen Gegenstück bilden soll, sondern eine charismatische Stimme, die mal verträumt, mal leicht popig und dann wieder ein wenig dreckig bzw. rau klingt. Auch wenn man sich erst an Kates Stimme und Gesangsart gewöhnen muss, so bereichert sie das Material langfristig ganz gewiss. Ein weiterer Pluspunkt von Sacriversum ist, dass auf „Mozartia“ durchaus einige Songs vertreten sind, die im groben zwar den stilistischen Schranken des Genres unterliegen aber dennoch nicht zu ausgelutscht und reproduziert klingen. Besonderes hervorheben möchte ich hier meine beiden Lieblingsstücke „Lorenzo La Ponte“, „Haffner in D“ sowie das wundervoll melancholische Instrumental „A Body Left Under The Hedge“. Wie gesagt hat „Mozartia“ aber auch seine Schattenseiten. So klingt das Keyboardspiel teilweise dermassen billig, dilettantisch und aufdringlich, dass einem wirklich schnell der Spass vergehen kann. Zum Glück hält sich diese Misere in noch Grenzen und auch ein paar wirklich nette Keybordeinlagen können das ganze zum Teil wiedergutmachen. Der Sänger ist zwar nicht schlecht, sein 0815-Grunzgesang wird heute aber auch niemanden mehr vom Hocker reissen. Beim Sound muss ich ebenfalls etwas meckern, denn dieser ist mir vor allem vom Klang der Gitarren einfach etwas zu dünn ausgefallen. Da hätte ich beim bereits dritten Album doch ein wenig mehr erwartet. Alles in allem ist „Mozartia“ eine Scheibe, die zwar keine überschwänglichen Lobeshymnen ernten wird, aber durchaus gute Songs hat und mit einer guten Sängerin hinter dem Micro aufwarten kann.
Interessiert diese Art Gothic-Metal eigetlich noch wen, außer Polen…?