Sacrilege (Schweden) - The Fifth Season

Review

SACRILEGE veröffentlichten 1997/98 ihr Zweitwerk „The Fifth Season“. Daniel Svensson, Vocalist und Drummer der Band, wurde dieser Schwedenhorde später von IN FLAMES abgeworben. Danach passierte im Hause SACRILEGE nicht mehr viel. Schade eigentlich, denn „The Fifth Season“ war seinerzeit ein ganz herausragendes Melodic-Death Metal-Album. Seinerzeit, das meint auch das Umfeld, denn es gab ja noch solch illustre Combos wie ABLAZE MY SORROW, A CANOROUS QUINTETT (die heutigen THIS ENDING), GATES OF ISHTAR, HYPOCRITE oder IN THY DREAMS, die allesamt Musik machten, die heutzutage zu Zeiten des Cores und anderer Sub-Genres nahezu verschwunden ist.

Mit Speed eröffnet „Summoning The Masses And Walk Through The Fire“, aggressiv intoniert Daniel, keift, hochmelodisch die Gitarrenfront, tranparent produziert von Frederik Nordström. Ein wenig erinnert die Musik sogar zeitweise an DISSECTION; damals gab es diese Querverweise zwischen Death- und Black ja noch. Das Songmaterial ist variabel, was Rhythmus, Schnelligkeit und Ausdruck angeht; so kennen wir das von den zahlreichen Epigonen nicht mehr. „Sweet Moment Of Triumph“ enthält wieder so einen an DISSECTION erinnernden Chorus, in der Strophenphase gibts Heavyness pur und Daniel keift, was die Stimmbänder hergeben. Die Schwedenmelodien kommen genau daher, hier ist der Ursprung, AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES hatten wenige Jahre vorher die Marksteine gesetzt, die später dann zunächst die obengenannte zweite Generation von Melo-Death-Bands einfallsreich variieren sollten und die dann von hunderten Nachahmern bis in die heutige Zeit weit weniger innovativ als Blaupause Verwendung fanden.

„Feed The Cold“ enthält wieder solch einen einprägsamen Refrain, ohne Cleanvocals natürlich, SOILWORK kamen später und waren beileibe nicht so gut. Ein wenig Thrash ist auch dabei, jedoch Riffgeschiebe findet sich hier nicht, glücklicherweise. Seinerzeit habe ich diese Scheibe immer im Wechsel mit „Slaughter Of The Soul“ von AT THE GATES, GRIEF OF EMERALDS „Nightspawn“ und DISSECTIONS „Storm Of The Lights Bane“ gehört, das passte, war Musik der Zeit. „Nine Eyes Of Twilight“ zeigt die damals noch vorhandene Spielfreude von Bands aus dem Genre, dieses Abwägen zwischen Härte und Melodien, immer begleitet von aggressivem Gesang. „The Fifth Season“ ist ein klar eingespieltes Akustikinstrumental, wie es auch AT THE GATES gerne vorgetragen haben, mit fast mediterranen Zitaten. Unglaublich gut. Das waren noch Zwischenspiele!

„Moaning Idiot Heart“ und „Dim With Shame“ sind weitere rifforientierte Melodic-Monster, mit Klassegitarrenlinien und melodischen Einschüben. „Seduction Nocturne“ zeigt nochmals die Vorliebe für Songmaterial der „Where Dead Angels Lie“-Melodik, „In Winter Enticed“ enthält akustische Einschübe in dem ansonsten sehr harten Track, das Schlagwerk knüppelt unverdrossen, eine typische Schwedenmelodie trägt den Song. „Sorg“ beschließt akustisch instrumental, zeigt nochmals, dass die Band im Grunde alles spielen könnte. Das traurige Grundthema wird interessant variiert. Sie waren härter und melodischer als frühe IN FLAMES und dabei genausogut. Deshalb ist diese Scheibe ein Muß für jeden Melo-Death-Hörer.

01.03.2007
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