S.Y.P.H. - 4. LP

Review

Ganz schlicht „4. LP“ – so der Titel dieser Scheibe von S.Y.P.H., welche erstmals 1981 veröffentlicht wurde. Bereits 1998 folgte ein Re-Release als CD und nun wird das Album über HiD, ein Unterlabel von MIG, neu aufgelegt.

Die Bandgeschichte und Entwicklung von S.Y.P.H. hier zu erzählen macht recht wenig Sinn, das kann man auch Wikipedia fragen. Wichtig für diese Scheibe ist nur: S.Y.P.H. à la „Zurück Zum Beton“ oder „Rausländer“ ist nicht mehr. Was hier präsentiert wird, ist sehr psychedelisch, aufbereitet von Holger Czukay von CAN – der Einschlag ist damit dementsprechend experimentell und krautig. Was einen also erwartet? Alles, nur kein Punk.
Definitiv hörenswert sind jedoch auf jeden Fall die beiden langen Tracks „Nachbar“ und „Little Nemo“: Sehr ruhig, einfallsreich gestaltet und raffiniert – Harry Rags Statement „Jojo am Bass, Uli am Schlagzeug, Uwe an der Gitarre – und ich an allem, was ich gerade fand“ halte ich für keine Übertreibung –  taucht man ab in eine ganz andere Welt. Interessant ist hierzu der Gesang, die Punkvergangenheit lässt sich einfach nicht leugnen, allerdings ergibt sich trotzdem wider Erwarten ein harmonisches Gesamtbild. Ob die kurzen Textfragmente nun eine eindeutige Botschaft haben oder nicht, darüber lässt sich streiten. Hier ist wohl eher in die Musik fallen Lassen und freie Interpretation angesagt, als Nachbrüllen und Biertrinken.

Für die einen ist es Avantgarde, für die anderen Kunst, und für denjenigen, der politischen Punk erwartet, wahrscheinlich Speicherplatzverschwendung. Man kann S.Y.P.H. nicht vorwerfen, dass sie ihre Hörer nicht schon länger darauf vorbereitet hätten, es gab LPs, deren eine Seite punkig und deren andere Seite experimentell war, doch meines Erachtens nach dürften hier nun endgültig eher altgediente PINK FLOYD-Fans fündig werden. Trotz allem muss ich sagen: Unverhofft kommt oft. Musikalisch gesehen finde ich die Platte sehr gelungen, wenn man nicht allzu tief in seiner eigenen „Genreideologie“ festsitzt, kann man auf jeden Fall mal reinhören.

17.07.2012
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