Süssholz - Nit Unsere Zit?

Früher war alles besser! Dies legt uns zumindest der Titel des Folk Duos SÜSSHOLZ nahe, allerdings ist es wohl eher als eine Art Hommage an die musikalischen Auswüchse, die das Mittelalter hervorgebracht hat, gedacht.
Die beiden Musiker “Ansgar Hafkann“ und „Carsten Müller“ verstehen ihre Musik selbst als Dulcimer-Folk, in Anlehnung an das von ihnen eingesetzte altertümliche Musikinstrument „Dulcimer“. Dabei handelt es sich um eine Art Griffbrettzither, mit dem sie diese nostalgisch süssen (dulcis = süss) Klänge hervorbringen.

Die Musik ist insgesamt sehr minimalistisch gehalten, wird durch die beiden Dulcimer-Instrumente dominiert und durch den spärlichen Einsatz von Trommeln oder Rasseln ergänzt. Gesanglich pendelt man zwischen Sprechgesang oder leichtem Singsang, wobei man sich sowohl der deutschen als auch der lateinischen Sprache bedient und die Texte besitzen dabei oftmals einen sozialkritischen Unterton. SÜSSHOLZ präsentieren sowohl mittelalterliche Stücke (12. bis 16. Jahrhundert), als auch Mittelhochdeutsche Lieder verschiedener Minnesänger und kombinieren so unterschiedliche traditionelle Spielarten miteinander, verfeinert durch die eigene interpretatorische Note.
Die meist eher bedächtigeren und langsameren Stücke rufen eine überwiegend düstere Stimmung hervor, jedoch gibt es daneben auch ein paar Tanz- und Trinklieder, bei denen es zumindest etwas beschwingter zur Sache geht.

„Nit unsere zit?“ ist ein authentisches Zeitdokument, das allein schon durch die aussergewöhnlichen Instrumente für Mittelalterfreaks interessant sein dürfte. Man muss allerdings schon ein sehr offenes Ohr für mittelalterliche Klänge besitzen, um seine Freude an SÜSSHOLZ zu haben, da sich diese nicht das Kommerz-Label „Mittelaltermusik“ auf die Fahnen geschrieben haben, nur weil sie zufällig eine Violine im Programm haben. Das Dulcimer-Duo geht historisch versiert und scheinbar eher wissenschaftlich an die Musik heran, was allerdings den Zugang für Nicht-Historiker erschwert. Wenn IN EXTREMO ein unterhaltsames Mittelalterkino bieten, dann ist „Nicht unsere zit?“ eine sachliche Dokumentation über eine musikalische Epoche des Mittelalters; eher zum Staunen als zum Tanzen.