S-Core - Gust Of Rage

Review

Wenn eine Band als Support für eine große, etablierte Band auftritt, kann sich das in zweierlei Hinsicht auswirken: Entweder erlangt sie dadurch große Aufmerksamkeit oder sie wird nur noch in einem Atemzug mit der unterstützten Band genannt. S-CORE aus dem Elsass waren 2008 mit PRO-PAIN auf Tour und müssen nun mit ihrem zweiten, europaweit erscheinenden Album „Gust Of Rage“ beweisen, ob sie sich aus dem Schatten der New Yorker lösen können.

Laut Promomaterial spielt die Band eine Mischung aus Thrash-, Hardcore- und Death-Elementen. Ich war anfangs eher skeptisch, aber gleich der Eröffnungssong „Greaser One“ zeigt mit seinen SCAR SYMMETRY-Anleihen, dass es die Band durchaus ernst meint. Simpler Hardcore hört sich anders an, obwohl auch hier Kraft, Brachialität und ein höllischer Groove aus den Boxen knallen. „Gust Of Rage“ zeigt, dass PRO-PAIN nicht die einzige Band ist, die verflucht groovende Songs schreiben können. Durch die Guest-Vocals von Zed (HOUSEBOUND), genauer durch die unterschiedlichen Tonlagen der Sänger, ergibt sich im titelgebenden Song eine schöne Dynamik, die den Song maßgeblich beeinflusst.

Was für ein geiler Auftakt! Aber schaffen es die Songs auch, längerfristig hängen zu bleiben oder schleicht sich mit der Zeit eine gewisse Gleichförmigkeit ein? Klar, der Frontmann Jean-Christophe Ketterer gurgelt morgens wahrscheinlich mit Salzsäure und kann deswegen keine elegischen Melodiebögen singen, mit denen die Band auf der sicheren Seite wäre. Braucht er aber auch nicht, denn zum einen schaffen es S-CORE, durch diverse Gastsänger ihren Songs ein eine Prise Unverwechselbarkeit zu geben. Zum anderen bedienen sie sich geschickt in anderen Genres. „Me And The World“ ballert dem Hörer fiese Double-Bass-Attacken vor den Latz, für die mal FEAR FACTORY berühmt war und „Worst Of All“ schafft mit brutalen Blast-Beats einen Bezug zum Death Metal.

„Gust Of Rage“ muss Live bestimmt unglaublich abgehen. Mich würde es nicht wundern, wenn nach einer Show von S-CORE Blut auf dem Tanzboden klebt. Neben dem Organ von Ketterer muss ausdrücklich noch der Drummer Matthieu-Barthelemy Lienhard gelobt werden. Der Mann spielt sehr abwechslungsreich und kann wichtige Akzente setzen. Um die Simpsons zu zitieren: „Voll der Groove, Mann. Voll der Groove.“

Abzüge in der B-Note gibt es für die eher belanglosen Interludes und den Rausschmeißer „Pangenesis“, der zu harmlos bleibt und den Hörern eher noch eine gute Nacht wünscht. Trotzdem, S-CORE spielen ein fettes Brett, das einfach nur Spaß macht. Wem das letzte Album von PRO-PAIN zu zahm geblieben ist, sollte sich die Band aus Straßburg durchaus mal anhören.

28.11.2008
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