Rýr - Dislodged
Louisa Esch
Die Berliner Instrumental-Post-Metal-Band RÝR kämpft sich mit ihrem neuen Album “Dislodged“ langsam weiter in Richtung Overground vor. Mit dem dritten Album innerhalb von sechs Jahren hat die Band von Anfang an einen konstanten Veröffentlichungsrhythmus gefunden und kommt mit jedem neuen Album ihrem ganz eigenen Sound ein Stückchen näher.
„Dislodged“ ist komplex, aber nicht erdrückend
Dieser basiert vor allem darauf, Hörer:innen gekonnt an der Grenze zwischen Meditation und aktiver Reflektion entlangzuführen. “Dislodged“ strotzt zwar nur so vor passiven Verben, die die jeweilige Stimmung pro Song treffend wiedergeben und integriert eine gewisse Passivität in die mäandernden Instrumentalpassagen, die die Basis des Albums sind, ist dabei aber alles andere als langweilig.
Trotz einiger gemeinsamer Elemente hat jeder Song auf dem Album seine ganz eigene Stimmung. So erschafft der Titelsong “Dislodged“ seinem Namen entsprechend eine ruhige, aber verzerrte und unheilverkündende Atmosphäre, während “Lapsed“ dynamischer ist und sich mit kleinen Abwandlungen immer wieder selbst referenziert.
Dabei lassen RÝR es leicht aussehen, trotz teilweise langer Repetition abwechslungsreich zu bleiben und die Aufmerksamkeit zu halten. Das schaffen die Post-Metaller durch ihr untrügliches Gespür dafür, die Hörer:innen genau dann mit intensiven Riffs zurückzureißen, wenn diese gerade dabei sind, sich in der Wiederholung der Musik zu verlieren.
“Dislodged“ ist zwar ein komplexes Album, in dem viel passiert, ist dabei aber nicht erdrückend oder überfrachtet. Die Berliner sind selbstbewusst genug, ihre Melodien für sich stehen zu lassen und den Riffs mit dem gezielt reduzierten Einsatz der Drums viel Raum zum Atmen und Wirken zu geben.
RÝR entwickeln ihren Signature-Sound
“Dislodged“ ist ein solides drittes Album, das die Stärken der Post-Metaller optimal zur Geltung bringt. Die Band bleibt zwar noch innerhalb der Reichweite ihrer Komfortzone, überzeugt aber durch fehlerfreie Ausführung und beeindruckendes Einfühlungsvermögen. So oder so positionieren RÝR sich spätestens jetzt als Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte und lassen ihre Hörer:innen nicht nur “Flung“, “Winded“, “Dislodged“, “Lapsed“ und “Foiled“ zurück, sondern im besten Sinne “stirred“.
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