Russkaja - Kosmopoliturbo

Review

Tja, ALESTORM, Pech gehabt: RUSSKAJA machen euch in Sachen „Bestes Party-Album 2017“ die Krone streitig. Die Österreicher liefern mit „Kosmopoliturbo“ nicht nur ihr stärkstes und konsistentestes Album ab, sondern katapultieren ihre Hörer mit ihrer sowjetischen Ska-Punk-Variation aus dem Sessel und lassen sie Kasatschok tanzen. Für die Uneingeweihten: RUSSKAJA klingen ungefähr so, als würde man die Opernsängerin und den Hang zum Makaberen vom DIABLO SWING ORCHESTRA subtrahieren, dieses dann nach Osteuropa verlagern und sonnigen Ska-Punk spielen lassen. Dabei meistern die Herren und die Dame das Kunststück, trotz reichhaltiger Instrumentierung zu keiner Zeit überladen zu klingen.

RUSSKAJA und ihr wilder, quirliger Kosakentanz

Wer es hier auf den Sitzen hält, muss ein wirklich hartgesottener Spaßverweigerer sein. Wer auf weitläufige Soundlandschaften und Subtilität steht, ist hier an der falschen Adresse gelandet. Denn ständig lassen RUSSKAJA dem Hörer ihre quirligen Rhythmen mit den charmanten, Genre-typischen Offbeat-Gitarren in die Beine fahren. Kecke Bläser und Streicher sorgen indes für knackige und memorable Melodien, die eine deutlich sowjetische Einfärbung aufweisen, es damit aber nicht übertreiben. Es ist irgendwie ein bisschen poppig, aber selten einfältig. Und dann ist da natürlich die Stimme von Georgij Alexandowitsch Makazaria, der einen sagenhaften Job macht und zwischen rauen Gesang und schmachtendem Geträller so einiges in petto hat. Dazu glänzt er nicht nur in englischer, sondern auch in deutscher, italienischer und spanischer Sprache. Und dank des guten Songwritings wird es auch in substanzieller Hinsicht nicht langweilig. Zumeist sind die Songs vergleichsweise geradlinig geschrieben, was angesichts der relativ kurzen Gesamtspielzeit jedoch kein Problem ist.

Innerhalb weniger Momente weiß man bei Tracks wie „Hello Japan“ und „Cheburaschka“, was man bekommt. Flott geht es hier zur Sache. Die Bläser jagen dem Hörer förmlich hinterher und fordern ihn beharrlich zum Tanzen auf. „Chef De Cuisine“ schlägt in die gleiche Kerbe, überrascht dann aber mit einer bombastischen „Woohoohoo“-Sektion im letzten Drittel des Tracks. „Volle Kraft voraus“ baut sich langsam aus einem schmachtenden Schmalzer zu einem fanfarenartigen Gute-Laune-Hit auf. „La Musica“ ist eher gemächlich unterwegs, verfügt aber über einige der quirligeren Bläsermelodien, die das Tempo hervorragend kontrapunktieren. Richtig überraschend wird es dagegen bei „Alive“, das mittendrin einfach mal die fetten Crunk-Beats auspackt. Bombastisch und im erträglichen Maße cheesy wird es dann schließlich beim Rausschmeißer „Send You An Angel“.

Volle Kraft voraus

Zugegeben hat die Band bei „Still In Love“ etwas daneben gegriffen. Der Song spielt mit dem Autotune-Klischee zeitgenössischer Pop-Musik der Marke Enrique Iglesias, gepaart mit einem leicht an Bruno Mars‘ „Lazy Song“ gemahnenden Sound. Anders kann man die Entscheidung, Makazarias Stimme durch den digitalen Fleischwolf zu drehen, nicht erklären. Denn der Mann hat das eigentlich gar nicht nötig.

Kurzum: „Kosmopoliturbo“ ist ein sehr unterhaltsames Album geworden, das auch dank klarer, druckvoller Produktion richtig Spaß macht. Einige Überraschungen hier und da halten das Vergnügen mit der Platte frisch. Dazu gibt es reichlich Abwechslung. RUSSKAJA klingen selbstbewusst wie eh und je und liefern einige der unterhaltsamsten Nummern des Jahres ab.

27.07.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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