Schon in Sachen Artwork geben sich RUSSIAN CIRCLES diesmal einen komprimierten, einen harten und streng symmetrischen Anstrich. Auf „Guidance“ aus dem Jahr 2016 folgt mit „Blood Year“ ein Album, das auf den Punkt kommt und wenig Raum zum Ausloten gewährt. Die Basis für die Post-Spielart des Chicago-Trios bilden in allererster Linie knarzige Rock-Riffs traditionalistischer Prägung, selten war das klarer zu hören als auf „Blood Year“.
Der Bass als Dreh-und Angelpunkt
Und wie es sich für riffgetriebene Musik gehört, stellt der Bass den omnipräsenten Dreh- und Angelpunkt dar. Die Post Rock-typische Überwältigung geht bei RUSSIAN CIRCLES zu einem nicht unerheblichen Teil von der Magengrube aus, denn Brian Cooks Tieftöner rollt im Mix sehr weit im Vordergrund auf und ab: Mal mit mehr, mal mit weniger Zerre, mal mehr in der Wüste Nevadas und mal mehr im norwegischen Eis verortet. Zuletzt konnte man eine solche, für ein Trio nicht ganz untypische Dominanz der unteren Frequenzbereiche zum Beispiel bei der aktuellen Veröffentlichung von PORT NOIR beobachten.
Tatsächlich lassen sich die Black Metal-Elemente auch dank der Tremolo-Gitarren bei Tracks wie „Milano“ und „Sinaia“ schwerlich von der Hand weisen. Zur dezent angeschwärzten Atmosphäre tragen bisweilen auch leicht disharmonisch verhallende Clean-Gitarren wie in „Kohokia“ bei. Die stärkste Progressive Metal-Schlagseite hat indes „Quartered“ mit seinen Staccato-Riffs und einem schweren Sludge-Vibe, der die nördlichen Kollegen von LORD DYING sicherlich mit Stolz erfüllt.
RUSSIAN CIRCLES gelingt mit „Blood Year“ schlicht nichts Überdurchschnittliches
Für ein rein instrumentales Projekt ist es nicht unbedingt schmeichelhaft, wenn man sich beim Genuss der Musik passagenweise die nicht vorhandenen Vocals hinzudenkt. Fakt ist aber, dass „Blood Year“ in seiner bestehenden Form nicht auf ganzer Albumlänge zu fesseln vermag. Das liegt nicht unbedingt daran, dass RUSSIAN CIRCLES bei ihrem Post Rock einen bewusst reduzierten, man könnte fast sagen, „geerdeten“ Ansatz an verfolgen. Vielmehr waren die Dynamiken und Spannungsbögen einfach schonmal präsenter (und können es auf dem Nachfolger auch jederzeit wieder werden). „Blood Year“ ist schlicht kein überdurchschnittliches Album – was nicht heißen soll, dass es live nicht massiv rollen wird.
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