Running Wild - Resilient

Review

Galerie mit 15 Bildern: Running Wild - Rockharz 2022

Als im letzten Jahr „Shadowmaker“ angekündigt wurde, lagen Skepsis und Euphorie sehr nahe beieinander. Zum einen war man froh, dass Rock ’n‘ Rolf seinen Abstecher in eher punkigere Gefilde beendet hatte und sich wieder aus RUNNING WILD fokussierte. Auf der anderen Seite konnten aber die letzten Alben der hanseatischen Metaller nicht mehr vollends überzeugen. Auch „Shadowmaker“ konnte die Erwartungen nicht wirklich erfüllen. Zu unausgewogen war das Songwriting und viele Fans sahen die Band schon wieder in der Versenkung verschwinden. Jetzt kommt mit „Resilient“ sehr schnell ein neues Album hinterher, das zumindest bei der Listening Session einen positiven Eindruck hinterlassen hat.

Freilich war das nur eine erste Impression. Was aber kann „Resilient“ wirklich? Ganz einfach, eine Menge. RUNNING WILD spielen endlich wieder RUNNING WILD-Songs. Gleich der Opener „Soldiers Of Fortune“ überzeugt nach nur wenigen Takten mit typischem Riffing und fesselnden Bridge/Refrain-Parts. Rolf hat in diesen Song mehr coole Riffs als auf das komplette letzte Album gepackt. In die gleiche Kerbe schlagen die ebenfalls sehr traditionell gehaltenen Nummern „Adventure Highway“, „Fireheart“ und das starke „The Drift“. Die Uptempo-Nummern hätten auch auf „Blazon Stone“ oder „The Rivalry“ eine gute Figur gemacht und lassen das Fan-Herz höher schlagen. Man hat das Gefühl, dass Rolf wieder richtig Lust auf seine Vergangenheit bekommen hat. Das Album klingt frisch, ist fett produziert und versprüht wieder das alte RUNNING WILD-Feeling. Die schnelleren Stücke können mit aggressivem Riffing („Fireheart“) punkten und verlangen quasi danach live gespielt zu werden.

Aber es sind nicht nur die flotten, aggressiven Tracks, die „Resilient“ für den Hörer interessant machen. RUNNING WILD haben, innerhalb ihres Kosmos, bei dem neuen Album verstärkt auf Abwechslung geachtet. So stehen mit „Crystal Gold“, ein sogenannter ‚Grower‘, „Resilient“ selbst und dem untypischen „Desert Rose“ noch ein paar Songs auf dem Album, die im Midtempo-Bereich verankert sind und so für Farbtupfer auf der Platte sorgen. Vor allem „Desert Rose“ ist so etwas wie der kommerziellste Song den RUNNING WILD bislang veröffentlich haben. Durch das Eröffnungslick erinnert die Nummer entfernt an W.A.S.P.s „Wild Child“, was aber nicht weiter tragisch ist, denn „Desert Rose“ ist mit Sicherheit eines der Highlights des neuen Albums. Die Perle von „Resilient“ befindet sich mit „Bloody Island“ aber am Ende der Platte. Hier bündelt Rolf alle Trademarks, die RUNNING WILD seit jeher ausgemacht haben und kreiert einen zukünftigen Klassiker. Der Gänsehautbeginn mit akustischer Gitarre und Chor macht schon früh klar, dass es sich bei „Bloody Island“ um einen besonderen Song handelt. Auch hier kommt anschließend das typische RUNNING WILD-Riffing perfekt zur Geltung und der ‚Piraten‘-Refrain ist der beste seit gefühlten vier Alben. Ganz starker Albumabschluss.

Man kann also festhalten, dass die Kogge wieder in vertrauten Gewässern unterwegs ist. RUNNING WILD haben mit „Resilient“ ein starkes Album veröffentlicht, dessen guter Eindruck auch von den beiden etwas blassen Tracks „Run Riot“ und „Down To The Wire“ nicht geschmälert wird. „Resilient“ ist das Album, das RUNNING WILD als Comeback-Platte hätten veröffentlichen sollen.

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16.09.2013

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