Running Wild - Death Or Glory

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 15 Bildern: Running Wild - Rockharz 2022

Mit dem 1988 veröffentlichten “Port Royal” fanden RUNNING WILD schließlich zu ihrem unverwechselbaren Stil und etablierten die Piratenthematik in ihrer finalen Form – mit doppelbödigem Bezug zu sozialen Themen und solider Hintergrundrecherche. “Death Or Glory” jedenfalls gilt gemeinhin als Sternstunde der RUNNING-WILD-Diskografie und des deutschen Metals überhaupt. Die Band um ihren Kapitän “Rock ’n Rolf” Kasparek befand sich in der Form ihres Lebens und auf dem Zenit ihrer Karriere.

“Death Or Glory” – Hit an Hit ein Hit

Erneut kamen RUNNING WILD nicht ohne einen Wechsel im Line-up aus: Stefan Schwarzmann verließ die Band Richtung U.D.O. und machte auf dem Drumhocker Platz für den Briten Iain Finlay. Das schien sich eher motivierend auf die Band ausgewirkt zu haben. Das Quartett präsentiert sich auf “Death Or Glory” so eingespielt wie eine Band, die bereits mehrere Tourneen zusammen gerissen hat. Finlay verfügte als Drummer über einen ganz eigenen Charme, der in den Speed-Metal-Songs des Albums zwar hart auf die Felle dreschen kann, jedoch viele Breaks und originelle Fills mit einem leichten Swing versieht. RUNNING WILD nutzten zudem seine Qualitäten als Muttersprachler und listeten ihn bei sechs der zehn (bzw. elf in der CD-Version) Songs als Texter, zwei davon im Alleingang.

Auf “Death Or Glory” finden sich alle Standards eines guten RUNNING-WILD-Albums in erhabener Balance: Es gibt hyperschnellen Speed Metal (“Riding The Storm”); rifflastige, von ACCEPT beeinflusste Rocker (“Renegade”, “Bad To The Bone”); einen gelungenen Longtrack (“Battle Of Waterloo”); jede Menge Ohrwürmer (neben den genannten vor allem “Running Blood” und “Tortuga Bay”) und einen kleinen, sehr feinen stilistischen Ausreißer (“Evilution”). Schwache Momente gibt es nicht mal, wenn Rolf seine Soli mit dem immer gleichen Drei-Ton-Lick zuspammt. Selbst das gewöhnungsbedürfte Instrumental “Highland Glory (The Eternal Fight)” kann man den Herren angesichts dieser Hitdichte verzeihen.

Klar, “Riding The Storm” und die sympathische Anti-Nazi-Ansage “Bad To The Bone” kennt im Prinzip jeder Mensch, der auf einem Metalkonzert schon mal Pausenmusik gehört hat. Neben diesen Überklassikern sind es besonders Songs wie “Tortuga Bay”, “Marooned” oder das unterschätzte “Running Blood”, die beweisen, dass Rolf irgendwann einmal ein verflucht guter Songwriter war. Der ureigene Rhythmus-Stil des Autodidakten und bekennenden Gitarre-an-den-Knien-Trägers Kasparek ist selbst für Geübte schwer zu imitieren und verleiht “Death Or Glory” eine tödliche Schärfe.

RUNNING WILD waren nie besser

Wer die Entwicklung der Band insgesamt mitverfolgt hat, wird festgestellt haben, dass RUNNING WILD nach diesem Album eine halbe Rolle rückwärts einlegten und viele kleine Details, die “Death Or Glory” so besonders machen, aussortierten. Auf “Blazon Stone” (1991) und vielen seiner Nachfolger funktionierte das noch recht gut, bis es irgendwann zu viel des Guten wurde. Aber das ist eine andere Geschichte. Für “Death Or Glory” gilt nur eins: Anlage aufreißen, Männerchöre mitsingen, glücklich sein. Wooh-oh-oh-oh!

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30.06.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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