Ruins - Cauldron

Review

Australien ist ein faszinierender Kontinent, allerdings nicht für einheimische Bands, die den Sprung über den Ozean schaffen wollen. Denn erstens ist die hiesige Szene vergleichsweise klein und zweitens glänzt der Rest der Welt nicht gerade durch Interesse daran, was down under musikalisch so vor sich geht. Doch zum Glück bestätigen Ausnahmen die Regel, so im Falle vom französischen Label DMP, welches das bereits 2008 erschienene zweite Album der australischen Band nun in ganz Europa zugänglich macht.

Was den Hörer erwartet, sind allerdings keine traumhaften Stimmungen wie beim Sonnenuntergang am Ayers Rock, sondern eher eine alptraumhafte Kälte und Schwärze, wie man sie im Outback wohl nie erleben wird. „Cauldron“ ist die Finsternis, die sogar den Sternenhimmel über der Wüste verdunkelt und alles Licht verschluckt. Das Album ist keine gewöhnliche ‚killers & fillers‘-Platte, vielmehr entfacht sie einen Strudel intensiver Atmosphäre, der den Hörer mit jeder Minute fester ins Dunkel hinabzieht.
Fast-Alleingänger Alex Pope schafft das mit seiner ganz eigenen Interpretation dessen, was er unter Metal versteht. Das Grundgerüst ist moderner Black Metal, angereichert durch reichliche Death-Metal-Riffs und ferner Einflüssen aus Rock und Jazz. In Sachen Tempo geht es meist gemäßigt bis mittelschnell voran, die rhythmischen Übergänge sind fließend, und Taktgeber David Haley, der auch für PSYCROPTIC und THE AMENTA die Sticks schwingt, sorgt mit abwechselnder Doublebass-Befeuerung und aggressiven Blastausbrüchen immer wieder für energetische Momente.

Das schwarz glänzende Juwel für die Ohren in den variierend komplex strukturierten Songs sind die melodischen Linien und der grollende Bass. Gepickt mit kleinen Dissonanzen sorgen sie für diese fesselnde Atmosphäre, die dem Album in keiner Minute abgeht. Sei es „Cauldron“ mit der zweiten, akustischen Gitarrenspur, „Hanged After Being Blinded“ mit seinem unbarmherzigen Anfang und dem furiosen Finale, „Genesis“ mit seinem prägnanten melodischen Motiv, „Upon These Skeletons“ mit dem mächtigsten Death-Metal-Riff der Platte… wahre Highlights herauszunehmen fällt schwer, da „Cauldron“ zu einer Einheit verschmolzen ist, die man nicht aufsprengen möchte. Es ist ein brodelnder Kesser voller schwarzer Energie, die sich da unaufhaltsam Bahn bricht.
Kann sein, dass dieser verwunschene Balsam auf den Trommelfellen etwas länger zum Einwirken braucht. Kann aber auch sein, dass sich RUINS‘ Intensität sofort auf euch niederschlägt und für den einen oder anderen Gänsehautschauer sorgen wird. Jetzt, da DMP einem „Cauldron“ quasi auf die Türschwelle legen, sollte man keine Gelegenheit missen, dieses fantastische Kleinod zu genießen.

15.04.2009

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1 Kommentar zu Ruins - Cauldron

  1. stendahl sagt:

    Helm ab. Kratzige Mixtur. Wer NEHEMAH und sowas hört, ab in den Player damit. Verboten: türkis-orange Transen-mp3-Teile mit Kopfhörer hinter dem Nacken.
    Unbedingt: analog, Verstärker, 60.000-Watt-Lautsprecher nach rechts, LP abgespielt mit Thorens.

    9/10