Ruin Lust - Dissimulant

Review

Die Hölle geht auf, und zwar ganz ohne Satan, Teufel oder andere monotheistische Kreaturen. RUIN LUST aus New York City klingen wie LVCIFYRE, INCANTATION und eine Prise MORBID ANGEL zusammen, doch im Gegensatz zu allen hier genannten Referenzen geht es weniger um die Schatten aus der Unterwelt, denn um eine apokalyptische Vision, welche dieses Trio durchaus beachtlich in Ton gefasst hat. Der letzte Output der US-Amerikaner „Choir Of Babel“ entstammte der Prä-Coronazeit und „Dissimulant“ knüpft inhaltlich aber an selbiger Stelle an.

Etikettenschwindel im positiven Sinne

„Eden“ entpuppt sich relativ schnell als Etikettenschwindel im positiven Sinne, denn mit dem irdischen Paradies, von welchem die Bibel erzählt, lassen RUIN LUST unterm Strich nur wenig übrig. Die beiden Gitarristen J.Wilson und S.Bennett legen mit ihren modernen, produktionstechnisch verschleierten Riffstrukturen einen undurchsichtig trüben Cocktail aus Black- und Death Metal vor, der sich wie Stacheldraht auf die Seele legt. Währenddessen sorgt der verbleibende Akteur im Bunde, M.Rekevics, einerseits für tiefes Gebell und auf der anderen Seite für schwarze Blasts, die dem Ganzen den Black-Metal-Anstrich verpassen.

Wie schon der Vorgänger, so ist auch „Dissimulant“ ein homogenes Gesamtwerk aus acht sperrigen Songs geworden, die sich hauptsächlich in Nuancen voneinander unterscheiden. Die kantige Produktion verhüllt die einzelnen Arrangements darüber hinaus in spinnenbesetzte Schatztruhen, die es zunächst geduldig zu öffnen gilt. RUIN LUST absolvieren auf diese Art und Weise den Spagat, gleichzeitig modern als auch archaisch und modrig zu klingen. Genauso schließen sich hier ein abstoßender Charakter und der Drang „Dissimulant“ immer wieder aufzulegen, nicht aus.

Zeit, wache Ohren und der Hang zur Zerstörung

Auf ihrem vierten Album schreddern sich RUIN LUST durch eine gute halbe Stunde vertonten Weltuntergang. Nur selten schieben die Amerikaner die Groove-Walze ein, die aber aufgrund ihrer spärlichen Verwendung dann umso intensiver zum Tragen kommt. „Dissimulant“ benötigt Zeit, wache Ohren und den Hang zu zerstörerischen Klängen. Hier landet mal wieder eine Band auf dem Plattenteller, die nicht nur immer böser und höllischer klingen möchte, sondern schlichtweg Taten sprechen lässt.

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19.09.2023

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