Rude - Soul Recall

Review

„Früher war alles besser!“ – gerade im Old-School-Bereich gerät man schnell an Verfechter dieser Aussage, und was die vier Kalifornier RUDE mit ihrem Erstling „Soul Recall“ liefern, gleicht einer Verneigung vor alten DEATH-, BATHORY- und OBITUARY-Zeiten und sollte daher genauer unter die Lupe genommen werden.

 

Mit einer Zwei-Mann-Klampfen-Besetzung nebst typischem Bass und markentem Schlagzeug bekommen sowohl Augen als auch Ohren eine Art rohe Retrospektive erster Güte. Die handwerklichen Fähigkeiten sind vortrefflich, das Songwriting komplex; mit Tempowechseln, ausgereiften Keulen und staubtrockenen Vocals, die an van Drunen oder Schuldiner in alten Tagen erinnern, sind die acht Tracks schnell vorbei und man hat wieder erhebliche Lust, einen Tag oder mehr mit den Platten von damals zu verbringen. Das Album beginnt mit dem mitreißenden „Haunted“, brettert mit „In Thy Name“ ordentlich voran und findet seinen Höhepunkt mit dem vielschichtigen mehr-als-sieben-Minüter „Memorial“; danach lässt es zwar nicht nach, bleibt allerdings nicht ganz so markant.

 

Aber lehnen wir uns mal etwas aus dem Fenster: Bei „Soul Recall“ hat man nicht das Gefühl, dass RUDE sich verstellt oder einem Klischee gerecht werden will. Man erhält ungeschönte und ehrliche Bespaßung, es handelt sich um eine gelungene Hommage an alte DEATH (Witz komm raus!) Metal-Bands. „Soul Recall“ entwickelt zwar irgendwie kein „Eigenleben“, aber darüber kann man im Hinblick auf das zu erkennende Potential doch gewollt hinwegsehen und durchaus anmerken, dass RUDE wirklich die Möglichkeiten zeigt, noch eine richtig gute Band zu werden. Aber es gibt so ein paar Dinge, die sind nicht besser, nur weil sie gewollt sind – auch nicht, wenn es darum geht, eine Art „Tradition“ aufrecht zu erhalten. Denn wenn wir mal ehrlich sind, hätte besonders die Produktion erheblich ausgefeilter sein können. Die Scheiben von damals klingen nicht nur gewollt so – sie klingen teilweise so, weil es seinerzeit einfach so geklungen hat. Dass der Produktion von „Soul Recall“ allerdings nicht allzu großer Stellenwert zuteil wurde, ist vor allem daran erkennbar, dass vier der Tracks gleichklingend bereits auf der Demo „Haunted“ erschienen waren und an paar Stellen ordentlicher Nachholbedarf im Feinschliff herrscht – wenn man es denn besser machen will. Das bleibt nämlich die offene Frage. Ab und an stolpert der Takt, die Gitarren sind zu langsam oder minimal zu schnell, oder der Sänger könnte eine Verschnaufpause vertragen – das alles hätte etwas besser präsentiert werden können.

 

Trotzdem ist Potential erkennbar, und wer den bereits genannten Old-School-Paten sowie AUTOPSY und CELTIC FROST etwas abgewinnen kann, dem wird „Soul Recall“ gute Gesellschaft leisten, auch wenn in diesem speziellen Fall früher wirklich manches besser war.

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12.10.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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