Die Bayern von RPWL waren mir vor „Wanted“ lediglich deshalb ein Begriff, weil Keyboarder Markus Jehle auch mal bei den schrägen Vögeln von SCHIZOFRANTIK in die Tasten gehauen hat. Wie ich nun feststellen muss, gibt es RPWL bereits seit 1997 und sie hat recht wenig mit den genannten SCHIZOFRANTIK zu tun, denn hervorgegangen ist die Truppe aus einer PINK FLOYD-Coverband. Insbesondere auf Letzteres hätte ich angesichts „Wanted“s auch selbst kommen können – was keineswegs eine Herabwürdigung der Musik des Fünfers sein soll!
Denn auch wenn PINK FLOYD bei RPWL tatsächlich allgegenwärtig sind (Yogi Langs Gesangsstimme klingt sehr nach David Gilmour, die gebrochenen klaren Gitarren und viele Soli atmen den Geist Roger Waters‘), wäre es RPWL gegenüber reichlich ungerecht, die zehn Songs auf diese Vergleiche zu reduzieren. Nein, RPWL haben ihre eigene Nische im Art / Progressive Rock gefunden und besetzen diese technisch brilliant, atmosphärisch mehr als souverän und musikalisch hörbar ausgereift. Um noch ein paar andere mögliche Orientierungspunkte zu bieten, werfe ich mal die Namen (späte) OPETH (insbesondere am Anfang des Albums), PORCUPINE TREE, STEVEN WILSON und TOOL (der Beginn des elfminütigen „The Attack“!) in die Runde. Wer sich inmitten der bisher gefallenen Namen zuhause fühlt, sollte „Wanted“ definitiv antesten.
Aber auch solche, die sich für den Balance-Akt zwischen progressivem Ansatz und eingängiger Musik begeistern können, sollten mit RPWL reichlich Futter finden: Trotz des technischen und musikalischen Anspruchs (die harmonischen Auflösungen sind mitunter eine Klasse für sich!), den die Freisinger quasi im Vorbeigehen demonstrieren, wirken die Songs geradlinig, gehen ins Ohr und begeistern mich durchweg. Sicherlich schleicht sich hier und dort die eine oder andere Länge ein, aber es ist und bleibt eben ein Balance-Akt, der nur selten zu 100% gelingt. So ist „Wanted“ letztlich ein hervorragendes Album, das RPWL als Musiker präsentiert, die sowohl technisch als auch atmosphärisch genau wissen, was sie tun.
Zusätzlich möchte ich an dieser Stelle das Augenmerk kurz auf die textliche Ebene „Wanted“s lenken: RPWL ziehen einen roten Faden namens „Religionskritik“ durch das Album, allerdings wird diese Kritik weniger plakativ, sondern vielmehr sehr fundiert geäußert, was das Album ein wenig in die Nähe der THE OCEAN-Alben „Heliocentric“ und „Anthropocentric“ rückt. Fein.
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