Seit 2004 sind ROYAL THUNDER aus Atlanta, GA, aktiv. Nach dem guten Full-Length-Debüt „CVI“ von 2012 kommt nun mit „Crooked Doors“ Album Nummer deux in den Plattenladen Eures Vertrauens gesegelt. Musikalisch ist „Crooked Doors“ etwas melodischer und weniger heavy als sein Vorgänger geraten. Dafür wirkt das Songwriting aufgeräumter und die einzelnen Stücke sind verspielter als zuvor. Überhaupt ist der Sound von ROYAL THUNDER etwas filigraner und differenzierter geworden. Gleich geblieben ist hingegen die Qualität des Gesangs: Was sich MIny Parzons hier für Töne aus ihrer Kehle kratzt, ist wirklich beeindruckend. Dazu meistert sie die emotionalen Passagen ebenso gut.
Was die Lyrics angeht, so stehen gebrochene Herzen und gescheiterte Liebschaften im Mittelpunkt von „Crooked Doors“. Klingt erstmal nicht sonderlich spannend. Interessant wird’s hingegen, wenn man in Betracht zieht, dass die Protagonisten besagter Liebschaft Gitarrist Josh Weaver und Sängerin Mlny Parzons sind. So laden ROYAL THUNDER den Hörer ein, ihrer knapp einstündigen Therapiesession beizusitzen. Es geht um Schuldgefühle, Liebeskummer, Vorwürfe, Ängste, Hoffnung – textlich befinden sich ROYAL THUNDER nah am Leben und zeichnen sich durch eine entwaffnende Ehrlichkeit aus, gepaart mit einer Emotionalität, die man in der Form auch aus dem Grunge kennt.
Grunge ist im Übrigen ein gutes Stichwort: „Crooked Doors“ klingt tatsächlich so, als würden ROYAL THUNDER aus Seattle stammen, so bedrückend ist die Stimmung, so intensiv ist die Musik. Irgendwo zwischen den STONE TEMPLE PILOTS, PEARL JAM und den frühen ALICE IN CHAINS lässt sich die neue Ausrichtung von ROYAL THUNDER verorten, auch wenn sich das Quartett aus Atlanta seinen Charme und seine Eigenständigkeit erhalten hat. Es gibt sie noch, die Hooklines zum Niederknien. Dazu gesellen sich atmosphärische Gänsehautmomente und eine immense Spannung innerhalb der einzelnen Stücke. Das abschließende „Bear II“ ist sogar eine fast nur durch Klavier getragene Ballade.
ROYAL THUNDER blicken in die menschliche Seele hinein und präsentieren ihren Befund unverdünnt und ungeschönt im Stile der Frühneunziger. „Crooked Doors“ ist ein seelischer Striptease, der unter die Haut geht. Zwar vermisst man ein wenig die kompromisslos rockenden Nummern wie „Parzons Curse“ oder „No Good“, darüber hinaus ist „Crooked Doors“ aber eine lohnende Anschaffung für jeden, der sich für Rock begeistern kann. Die hervorragende Produktion und die Qualität der Musik an sich sind auf jeden Fall über alle Zweifel erhaben.
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