Anderthalb Jahre nach ihrem Debütalbum „I’m Alone Even With You“ veröffentlichten die Schweden ROTTEN MIND im März ihr zweites, gleichnamiges Album. Wie schon das Debüt erscheint „Rotten Mind“ via Lövely Records, und wie schon auf dem Debüt braucht die Band keine halbe Stunde, um zu sagen, was sie zu sagen hat. Dabei vermengen die Herren aus Uppsala auch 2017 klassisch-britischen Punk Rock, Post-Punk, Garage Rock und Indie zu einer relativ eigenständigen, aber stets kohärenten Melange.
ROTTEN MIND sind in der Version 2017 mehr Post-Punk, mehr Indie, mehr Garage – aber weniger Punk
Die Unterschiede zu „I’m Alone Even With You“ bestehen auf „Rotten Mind“ vor allem darin, dass die Schweden den klassischen Punk Rock etwas zurückgeschraubt, dafür den Post-Punk- und Indie-Einflüssen etwas mehr Stellenwert gegeben haben. Dabei klingt der Sound – vor allem was das Schlagzeug angeht – etwas mehr nach Garage als auf dem Debüt, dafür ist der Gesang weniger punkig, weniger aggressiv, sondern schielt eher ein wenig in Richtung US-amerikanischem College-Punk. Damit ist das Album seltsam zu beschreiben: Musikalisch gilt „Wer lieber Punk mag, der sollte beim Debüt bleiben“, in Sachen Sound gilt „Wer lieber Punk mag, der darf hier zuschlagen“. Muss eben jeder für sich selber wissen, was wichtiger ist.
Ordentliche Songs gibts so oder so
Aber davon abgesehen bieten ROTTEN MIND auf ihrem zweiten Album eben auch einige schicke, rotzige Songs. Da wäre zum Beispiel der Opener „Wish You Were Gone“ mit seinem flotten Uptempo-Einstieg, der fast eher an eine dreckigere Version der schwedischen Rock’n’Roll-Bands à la SUGARPLUM FAIRY erinnert als an irgendwas anderes. Dann hätten wir da das ungehört eingängige „Dark Intentions“, das BEATSTEAKS-ige „Real Lies“ oder das im Kontext des Albums vergleichsweise düstere „Out Of Use“.
Man muss wissen, was man hören will
Man kann ROTTEN MIND also nicht vorwerfen, keine Songs schreiben zu können. Es bleibt nur trotz des etwas dreckigeren Sounds das Gefühl, dass die Band heuer ein etwas größeres Stückchen vom kommerziellen Kuchen abhaben will, ihr Debüt war zumindest musikalisch punkiger, eigenwilliger, packender. „Rotten Mind“ ist dafür eingängiger und tanzbarer, wem das gefällt, der darf gerne ein oder zwei Punkte auf die Wertung unter dieser Review hinzuaddieren. Ich persönlich hätte lieber etwas mehr vom Punk des Debüts gehabt – deshalb trübt die enttäusche Erwartungshaltung ein wenig den trotzdem positiven Gesamteindruck.
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