Rotpit - Long Live The Rot

Review

Irgendwas ist doch schon wieder ins Redaktionsbüro geschlichen und dort gestorben. Hier mieft es auf jeden Fall wieder nach faulendem Fleisch. Vermutlich sind das aber auch einfach nur ROTPIT, die mit ihrem stinkenden, übelriechenden Death Metal ein Jahr nach dem Debüt „Let There Be Rot“ schon in die zweite Runde gehen. Bedenkt man den höhlenmenschlichen Todesblei, den das schwedisch-teutonische Todesbleikommando hier feilbietet, kann man hier eventuell über die Qualität des Zweitwerks unken. Aber das ist den Herren hier hörbar egal. Ihr werdet einen massivst nach bakterienverseuchter Kanalisation klingenden Todesblei in einem fortgeschrittenen Zersetzungszustand fressen – und ihr werdet es lieben.

Keine Überraschungen im ROTPIT

Es gibt auf „Long Live The Rot“ überhaupt keine Überraschungen. Das Vokabular von Ralf Hauber ist genau so limitiert wie auf dem Erstling, der Stockholmer Death Metal der Marke „ENTOMBED betten sich zusammen mit BLOODBATH ein und verwesen genüsslich miteinander“ ist exakt der Gleiche und die Wendungen, die das Album unternimmt, riecht man üblicherweise bereits kilometerweit gegen den Wind. Dass es der Kombo um Hauber, Chef Jonny Petterson und Neuzugang Erik Barthold am Schlagzeug dabei dennoch gelingt, eine derart spaßige Sause aus eigentlich komplett vorhersehbarem Material zusammen zu klauben, scheint ein Paradoxon.

Fakt ist: Man weiß einfach schon im Voraus bei jedem Song, wann Barthold im Midtempo groovt und wann er in den D-Beat-Modus wechselt – und es ist trotzdem ein Fest. Beim Opener „Sewer Rot“ eröffnet er die Platte mit täuschend modernen Grooves, was jedoch recht schnell in einen klassischen ENTOMBED-Galopp mündet. Das Geheimnis ist die souveräne Umsetzung und die Tatsache, dass Petterson hier ein paar tonnenschwere, auf Knöchelhöhe gestimmte Riffs durch die Gegend wuchtet, durch die man wie bei einem Murgang aus Kanalunrat und anderen Fäzes einfach mitgerissen wird. Hygienisch ist das natürlich nicht und Abwechslung sollte man bei anderen Bands suchen gehen, aber Keimphobiker dürften sich bei ROTPIT generell nicht angesprochen fühlen.

Einfach viel Spaß beim Verwesen

Es ist eben einfacher Death Metal, der die urtümlichsten Instinkte anspricht – mit Betonung auf „stinkt“. Dass sich ROTPIT abgesehen vom neuen Mann an den Fellen und Kesseln praktisch kaum stilistisch vorwärts bewegt haben und damit das Gesetz des s(t)inkenden Ertrags ein Stück weit greift, muss man hinnehmen. Man würde andererseits aber auch zu viel von einer Band erwarten, die mit voller Absicht der plakativ inszenierten Widerlichkeit frönt, ohne sich auch nur ein Gramm dafür zu schämen. Dass man sich dabei in Sachen Heaviness und Härte keine Blöße gibt und unverändert spaßbetont groovt, macht „Long Live The Rot“ zu einer kurzweiligen Angelegenheit, zu der man sich mal wieder gepflegt in der Jauchegrube suhlen kann.

21.11.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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