Rotor - Fünf

Review

Galerie mit 12 Bildern: Rotor - Stoned From The Underground 2012

Ey, ROTOR, high five! Obwohl: „Fünf“ kann man entgegen reflexhafter Zuschreibungen genießen, ohne sich vorher ausgiebig aus dem Kräutergarten bedient zu haben. Die Songs der Berliner zielen zwar nonchalant aufs Herz und nicht aufs Hirn, hippieske akustische Pupillenweitungen bzw. Welt-Umarmungen stellen sie aber nicht dar. Denn ROTOR rocken. Jawohl.

Und zwar auf fesselnde und doch befreiende Art und Weise. Gerade verabschiedet man sich rotohrig von dem albernen Gedanken, die gesangslose Musik auf „Fünf“ als Hintergrundberieselung konsumieren zu können (Fahrstuhl. Pff…), schon ist man mit Faust und Haaren dabei. Und sollten letztere Vergangenheit sein, scheißegal! ROTOR lassen die Matte erneut sprießen. Das Quartett zelebriert ebenso manische wie ausgeklügelte Songs, die souverän wirken, weil die geradezu greifbare Hingabe sie davor bewahrt, in Routine zu versinken. Wobei: So formuliert klingt das nach ranzigem Rhetorik-Baukasten.

Daher konkreter: ROTOR kombinieren Teils sandige und glühende, dann wieder eher kühl-schroffe Riffs und einen voluminös pumpenden Bass mit leisen Momenten und zwischen betörend und verstörend changierenden Melodien. Das hat Charakter, und zwar eigenen: Die Stoner-, Psychedelic-, Post-Schubladen dürfen zwar gutmeinend geöffnet werden, zersplittern aber letztlich an der mit den großen Buchstaben: ROTOR-ROCK.

Die einzelnen Elemente sind bekannt, die Kombination ist eigen: ROTOR sind fokussierter und weniger ausschweifend als ihre süddeutschen Kollegen COLOUR HAZE, weniger rabiat als die ebenfalls wortlosen US-Hinterwäldler KARMA TO BURN und variabler als KYUSS. Apropos: „Fette Kette“ beginnt wie aus den juvenilen Hirnwindungen Josh Hommes freigelegt, entwickelt dann aber eigenes Profil durch zusehends sludgiger werdenden Morast unter den Schuhen. In „Rabensol“ surft eine lieblich strahlende Sonntag-Nachmittag-auf-der-Frühlingswiese-Melodie elegant auf der an- und abschwellenden Riffwelle, ohne abzusaufen, aber auch ohne allzu große Angeber-Pirouetten. Und das folgende „Volllast“ verschiebt vermeintlich nur Details und ist inklusive Mellotron doch ein deutlich düsterer Brecher mit großer Sogwirkung. Und so weiter.

Kurzum: Werdet Teil des ROTORY CLUBS! Geschmackselite sein, das ist erlaubt. Da geht die Faust hoch und nicht die Nase. Und, hüstel, vielleicht nicht nur die. So denn.

P.S.: Hier, Mr. Giger: Bitte stellen sie das Cover von „Symphonies Of Sickness“ nach. Materialien: eine Paella, ein Kaleidoskop, eine alte Neonröhre.

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13.09.2015

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