ROSAE CRUCIS agierten ewig lange im Untergrund. Gegründet wurde die Truppe bereits 1990, doch trotz regelmäßer Auftritte, einiger Demos und einem Geheimtippstatus im Heimatland, dauerte es 13 Jahre, bevor das Debut-Album „Worms Of The Earth“ veröffentlicht wurde. Wer aber nun denkt, „Il Re Del Mondo“ sei der legitime Nachfolger, sieht sich getäuscht. Es handelt sich um ein Re-Issue der allerersten selbstproduzierten Demo aus dem Jahre 1993, die nun von Jolly Roger Records wiederveröffentlicht wird. Für das Rerelease bekam die Scheibe außerdem den Bonustrack „Ballo In Fa D Minore“ spendiert, eine Coverversion eines Songs von Angelo Branduardi.
Teilweise ist es aber schon ganz erstaunlich, was die Römer auf ihrer damaligen Demo schon auf die Beine stellten. Die Songkonstrukte sind episch und zeichnen sich durch sich ändernde Intensitäten und intelligent bemessene Breaks und Wechsel aus. Die Riffs sind eingängig und die Gitarrenleads gehen ins Ohr. Die Rhythmusbasis ist kraftvoll und führt nicht nur ein Hintergrunddasein. Durch die Melodien und die pompösen Chorarrangements bekommen die Songs auch einen bombastischen Anstrich. Derartiger Power Metal ist für italienische Bands natürlich nichts ungewöhnliches, doch greifen ROSAE CRUCIS auch auf die progressive Schiene zurück und gestalten ihre Kompositionen abwechslungsreich und vielschichtig.
Zwei Knackpunkte gibt es jedoch auf „Il Re Del Mondi“. Da wäre zum einen die italienische Sprache, die durch die ureigene Klangfarbe meines Erachtens nur bedingt zu kraftvollem Metal passt. Die Stücke bekommen so bisweilen einen unterschwellig sakralen Anstrich. Auch am Gesang von Guiseppe Cialone werden sich die Geister scheiden. Er kann zwar auch in normalen Lagen singen und hat dabei keine schlechte Stimme, aber wenn es in die Vollen geht, sind die Hochtöner-Attacken nur etwas für Hartgesottenen.
Die instrumentelle Seite ist dafür ohne Makel. Gerade die Gitarristen scheinen sich manchmal gegenseitig an Virtuosität und technischen Finessen übertreffen zu wollen. Die Produktion dieses Rereleases ist gleichermaßen kraftvoll wie klar, was den epischen Charakter des Albums unterstützt. ROSAE CRUCIS beweisen außerdem auch, dass Epik im Metal ohne ausufernde Keyboardpassagen, sondern alleine durch die Gitarrenarbeit funktionieren kann.
Von den Songs selbst würde ich den Titeltrack hervorheben, der sowohl durch die bombastischen Elemente wie durch die sich ändernden Intensitäten und unterschiedlich dynamischen Phasen ein Markenzeichen setzt.
Wer sich an der italienischen Sprache und an den gelegentlichen Ausflügen in schmerzlich-hohe Tongefilde nicht stört, kann sich „Il Re Del Mondo“ gerne mal zu Gemüte führen. Denn kompositorisch haben ROSAE CRUCIS schon zu ihren Frühzeiten ein feines Händchen bewiesen und ein gut ausgefeiltes und bodenständiges Werk des epischen Power Metal erschaffen, ohne sich – wie auf „Worms Of The Earth“ – ständig nach irgendwelchen Einflüssen der Genregrößen zu richten.
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