Root - Heritage Of Satan

Review

Das tschechische Black-Metal-Urgestein ROOT ist ein schon ein enormes Faszinatum. Seit ihrer Gründung im Jahre 1987 hat sich die Band unzählige Male gewandelt, ohne ihren selbst auferlegten Pakt mit dem Gehörnten auch nur ansatzweise zu brechen. Vier Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung „Daemon Viam Invenient“ bringen ROOT nun via Agonia Records ihr neues Machwerk mit dem zünftigen Titel „Heritage Of Satan“ unter die Hörerschaft und machen auch dieses Mal nicht die geringsten Anstalten, in irgendeiner Weise angepasst zu klingen.

Dabei scheinen sich die Tschechen wieder stärker denn je auf ihre namensgebende Wurzel besonnen zu haben und bieten eine akustische Wühlkiste voller spritziger Nummern, originellen Selbstverkünstelungen und einigem Ramsch. Nach einem absolut nichtssagenden Intro eröffnen ROOT mit dem repetitiven, groovigen „In Nomine Sathanas“ ihr diabolisches Bankett und zaubern im Verlauf des Albums so manchen richtigen Kracher aus dem Ärmel. Da wären beispielweise das ekstatische, pfeilschnelle „Darksome Prophet“ mit seiner exquisiten Mischung aus raffinierten Tempowechseln und schmackhaft tremolierten Gitarrensalven oder die atmosphärische Doom-Walze „His Coming“ (man könnte es fast schon elegisch nennen. Aber eben nur fast). Den absoluten Höhepunkt erreichen ROOT mit dem thrashigen, dreckig angehauchten „Greetings From The Abyss“. Zwischen all dem charmanten Geschrubbel und den netten technischen Ausflügen findet sich aber auch eine Menge unverdauliches Gehampel, dem man keinerlei Genuss abgewinnen kann, so zum Beispiel die affige, fast fünfminütige Zeitverschwendung „Revenge Of Hell“ mit ihrem halbgaren Sprechgesang und nichtssagenden, zerhackten Stümmelriffs. Solche Griffe ins Klo finden sich leider immer wieder mal und trüben das Hörvergnügen in nicht unbeträchtlicher Weise.

Was die Produktion angeht, beweisen ROOT hingegen feinstes Gespür und präsentieren ihre Stücke in einem druckvollen und dabei trotzallem stilgerechten Sound, der auf Anhieb überzeugt. Die Gitarren haben ordentlich Puste, ohne dabei unnötig aufgeblasen zu wirken, Bass und Schlagzeug harmonieren tadellos mit dem restlichen Geschehen und der Gesang von Frontmann Big Boss besitzt ohnehin eine ganze Menge Charakter. Auch das Artwork, das von Watain-Sänger Erik Danielsson stammt, hätte besser nicht getroffen sein können. Eines ist somit ganz klar: ROOT wissen, wie man Stimmung schafft und sind dabei ordentlich dickschädelig. Das erklärt dann wohl auch die gravierenden Totalausfälle. Hier haben sich die Herren wohl einfach einen Spaß daraus gemacht, etwas herumzualbern. Leider eben auf Kosten des Hörvergnügens. Daran können auch prominente Gastmusiker wie Nergal (BEHEMOTH), Blasphemer (ex-MAYHEM) oder bereits genannter Erik Danielsson nicht viel ändern.

Es fällt mir etwas schwer, hier wirklich eine Gesamtbilanz zu ziehen. ROOT beweisen, dass sie ihren Erfahrungsschatz und ihr musikalisches Repertoire auszureizen wissen. Stringent sind sie jedoch in keinster Weise, vielmehr setzen sie bei jedem Song auf ziemlich unsensible Weise gerade da an, wo ihnen der Kopf steht. Das ist äußerst respektabel, das Resultat ist jedoch eine etwas schwer bekömmliche Berg- und Talfahrt, die sicher nicht bei Jedermann gut ankommen wird. Ein ambivalentes Album.

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16.10.2011

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