Gemessen am vertrauten Veröffentlichungsturnus haben sich ROME-Fans bestimmt schon gefragt, wann endlich die nächste Scheibe des Ausnahmekünstlers ansteht. Immerhin ist seit „Parlez-Vous Hate?“ ungewöhnlich viel Zeit ins Land gegangen. Aber mit „Hegemonikon – A Journey To The End Of Light By ROME“ meldet sich der Luxemburger jetzt wieder und etwas anders als gewohnt zurück.
ROMEs „Hegemonikon“ überrascht, aber irgendwie auch nicht
Das offiziell siebzehnte Album (in ebenso vielen Jahren Bandexistenz!) ist eine kleine musikalische Wundertüte, obwohl es Kenner der Band wenig überraschen dürfte, dass „Hegemonikon“ nicht identisch zu seinen Vorgängern klingt. Scheuklappen gehören wahrlich nicht zur „Garderobe“ von Jérôme Reuter, dessen Weg ihn dieses Mal in die elektronischen Klangwelten von Synths und New Wave verschlagen hat. Kein Grund zur Panik – das Werk hat nach wie vor Stimme und Seele von ROME.
„A Slaughter Of Crows“ bietet einen dramatischen Auftakt mit Streichern, düsteren, treibenden Elektro-Sounds, verzerrter Stimme und Samples, die an alte Radioübertragungen erinnern. All dies mündet in einem eindringlichen, verstörenden Mantra: „Eisen könnt als Schmuck Ihr tragen. Knochen und Staub!“ Ähnlich dystopische Stimmung verbreiten „Icarus Rex“ und die kurzen gesprochenen Zwischenstücke „On The Slopes Of Mount Malamatiyah“ und „The Ripping Of The Veil“.
Im Kontrast und steten Wechsel dazu stehen auf „Hegemonikon“ fröhlich anmutende, eingängige Songs wie die Vorab-Single „No Second Troy“ oder „Surely Ash“, bei denen die ROME-typische Akustikklampfe auf rhythmische Beats und New-Wave-Synthies trifft. Das balladeske „Hearts Mend“ versprüht dazu noch herrlich nostalgischen 80ies-Synth-Pop-Charme.
Doch auch im vermeintlichen Frohsinn steckt der rebellische Geist Reuters, der erneut die ihn umtreibenden philosophisch und politisch motivierten Fragen zum Weltgeschehen musikalisch wie lyrisch aufarbeitet. Ob mit subtiler Metaphorik oder geradeheraus: Flagge zu zeigen, gehört seit jeher zu ROMEs Anspruch, genauso, wie sich keinen Genregrenzen und vordefinierten Schubladen unterzuordnen. Auch das aktuelle „Elektro-Outfit“ steht der Band gut zu Gesicht und unterstreicht deren Wandlungsfähigkeit. Zwar erzielen nicht alle Stücke die gleiche emotionale Wirkung, aber im Gesamtbild ist „Hegemonikon“ spannend aufgebaut und in sich stimmig.
Mit leisen Tönen gegen den Lärm der Welt
Jérôme Reuters Popularität zeigt, dass man nicht schreien muss, um wahrgenommen zu werden. Seine Stärke sind auch weiterhin die leisen, nachdenklich machenden Töne, in einer zunehmend lauter werdenden Welt, in der es den Menschen schwerfällt, überhaupt noch richtig hin- und zuzuhören. Das sollte man bei „Hegemonikon“ aber in jedem Fall. Inwieweit man sich auf die politische und/oder philosophische Gedankenreise einlässt, muss jeder für sich entscheiden – aber auch wenn es im Fall von ROME zusammengehört, ist im Zweifel auch die rein musikalische Annäherung unbedingt einen Anlauf wert.
Ganz ordentliches Album. Die Elektro-Einflüsse finde ich ganz erfrischend. Aber wirklich mitreißen kann mich das Album nicht. Zumal ist Das Album (erneut) recht kurz und wenn man Song 1 (eher ein Intro abzieht), bleibt gar nicht so viel übrig. Hearts Mend ist aber wirklich ein tolles Highlight
Gefällt mir wirklich gut, derartige Musik ist heutzutage leider sehr selten geworden. Wunderbar gruftige Atmosphäre. Nur der recht poppige zweite Song No Second Troy wirkt auf mich etwas deplatziert auf dem Album, oder zumindest in dieser Reihenfolge. Als Song alleine gesehen schon sehr nett, aber auf diesem Album wirkt er eher wie ein Stolperstein, für den ansonsten sehr harmomisch vermittelten Vibe.