Erwartungsgemäß hat sich bei den Briten ROLO TOMASSI einiges getan. Nur wenige Truppen dürften dem musikalischen Stillstand derart den Kampf angesagt haben, wie dieser ambitionierte Vierer, der schon mit “Eternal Youth“ mächtig auf den Putz kloppte und ein vielfältiges Sammelsurium bunter Core-Eskapaden an den Mann brachte. Mit “Grievances“ steht aktuell ein neuer Langspieler in den Startlöchern, dessen Essenz zwar auf dem Grundfundament des Vorgängers basiert, aber schon nach wenigen Durchläufen suggeriert, wie kernverschieden diese beiden Alben doch sind.
Sensationell ist im Übrigen einmal mehr die Gesangesleistung des beteiligten Geschwisterduos, wobei Eva Spence engelsgleich für süße, rosige Momente und James mit seinem rauen, kraftvollen Organ für die nötige Aggressivität sorgt – beides auf einem unwahrscheinlich hohen Niveau. Regierte zuvor bei ROLO TOMASSI im Wesentlichen das typische Mathcore-Chaos, so ist die Kapelle klarer und strukturierter geworden, doch keine Sorge, alles in einem gewissen Bewegungsrahmen.
Das liegt allen voran daran, dass “Grievances“ hörbar mehr Wert auf Emotionalität und ein gutes Gespür für gefühlsträchtige, musikalische Momente legt, während “Eternal Youth“ noch mehr in Richtung kontrolliertem Wahnsinn ging. Hier bekommt der Hörer stattdessen einen relativ starken Prozentsatz an klavierorientierten, mystisch/epischen Situationen vorgezeichnet, die sich mit längst nicht mehr so ungezügelt wilden Passagen kontrastieren. Trotzdem arbeiten ROLO TOMASSI mit enorm vielen Einflussfaktoren von Metalcore, über Post Rock bis hin zu schwarzmetallisch motivierten Blasts.
Nach wie vor bleiben die Songs auf “Grievances“ relativ schwer zu durchschauen, gleichen einem Labyrinth aus Noten, Emotionen und Achterbahnfahrten auf verschiedenen Gleisen, und doch tönen ROLO TOMASSI ein stückweit erwachsener, fassbarer. Tatsächlich tut das dem Zusammenschluss aber besonders gut, büßt man doch kein bisschen Authentizität ein, erscheint aber in der Gesamtheit noch ein Stückchen zielorientierter und kraftvoller. Als gelungenes Musterbeispiel sei der Rausschmeißer “All That Has Gone Before“ genannt, der mit allen Faktoren gekonnt spielt, etwas Doom beimischt und einschlägt wie eine vollgeladene Gefühlsbombe.
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