Rolling Stones - Hackney Diamonds

Review

Die ROLLING STONES veröffentlichen 2023 ein neues Album mit Namen „Hackney Diamonds“. Es ist das 24. Studioalbum der Herren, erstmals ohne den verstorbenen Drummer Charlie Watts, wobei das auch nur fast richtig ist, doch dazu später mehr. Sänger Mick Jagger ist in diesem Sommer 80 Jahre geworden, Keith Richards erreicht die gleiche Anzahl im Dezember des Jahres. „Youngster“ Ronnie Wood ist circa vier Jahre jünger, selbst der langjährige Bassist Bill Wyman hat sich auf der LP verewigt. Zu diesem Werk der älteren Herren ist bereits mehr als genug geschrieben worden. Warum nun auch noch eine „Hackney Diamonds“-Betrachtung auf metal.de?

Welches Echo würde „Hackney Diamonds“ bekommen, wenn dort nicht ROLLING STONES draufstehen würde?

Nähern wir uns dem Werk in einer anderen Betrachtungsweise. Wenn die Scheibe von einer beliebigen Rock-Band veröffentlicht worden wäre, wie wäre die Response auf die 12 Titel? „Angry“ ist ein amtlicher Rocker, nach den STONES klingt der Song vor allem durch die unverwechselbare Stimme von Jagger. Die Saitenarbeit kann sich ebenfalls hören lassen, was bei dem verfügbaren Budget für die Veröffentlichung einer STONES-Scheibe aber auch erwartbar ist. Da spielen die Herren in einer anderen Liga und sind nicht vergleichbar mit der Masse der Hard-Rock-Bands auf dem Planeten. Über „Get Close“ geht es zum Blues und „Depending On You”.

„Bite My Head Off“ lässt aufhorchen, überraschend hart kommen Jagger und Co. aus den Boxen und setzen ein Ausrufezeichen. Melodisch und eingängig geht es mit „Whole Wide World“ weiter, bevor „Dreamy Skies“ erneut bluesig daherkommt. Das Wechselspiel zwischen Blues und härteren Riffs geht mit „Mess It Up“ (mit Charlie Watt an den Drums) weiter, das Ding würde sich auch gut auf zum Beispiel der „Steel Wheels“ von 1989 machen.

Wie aus den 70ern klingt „Live By The Sword”, was bei der Bandbesetzung wenig verwundert: am Bass Bill Wyman, an den Drums Charlie Watts. Darf es noch eine Erinnerung an „Tumbling Dice“ sein? Der Anfang von „Driving Me Too Hard“ ist quasi identisch und balladeske Rocksongs sind ein Markenzeichen von Jagger und Co. Richards übernimmt den Leadgesang bei „Tell Me Straight“, bevor LADY GAGA und STEVIE WONDER ihren Beitrag zu „Sweet Sounds Of Heaven“ leisten. Der „Rolling Stone Blues“, ein Cover von MUDDY WATERS, beendet nach circa 48 Minuten den Longplayer.

Mehr als eine LP von gelangweilten Rentnern

Das 24. Studioalbum der ROLLING STONES wird vor allem durch eine hochklassige Produktion und den Vocals von Mick Jagger veredelt. Wenn auf der Scheibe nicht der Name ROLLING STONES stehen würde, wäre eine Band vom Songwriting und der Produktion sehr weit und hätte einen hervorragenden Sänger. Wie es Mick Jagger mit seinen 80 Lenzen hinbekommt noch so stimmgewaltig aus den Boxen zu dröhnen, wird eventuell Udo Dirkschneider beantworten können, der das mit 71 Jahren ebenfalls kann. Hier scheinen Naturtalente unterwegs zu sein, wo sich der Alterungsprozess anders auswirkt. Nicht alle Nummern sind herausragend, aber kein Lied ein Ausfall. Wer auf die 70er steht, dürfte bei „Live By The Sword” jubilieren. Blues Rock erhält ausreichend Spielraum, vor allem in Richtung Ende der Scheibe. Dazu gesellt sich knackiger Hard Rock in Form von „Bite My Head Off“, sodass Classic-Rock-Fans insgesamt mit dem Album ihren Spaß haben sollten.

28.10.2023

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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